Hallo Leute,
heute gibt es, nach einer gefühlten Ewigkeit, endlich mal wieder eine Buchrezension von mir. Ich habe vor einiger Zeit von BLOGG DEIN BUCH ein Rezensionsexemplar zugeschickt bekommen. Leider habe ich etwas länger gebraucht, das Buch zu lesen, aber dazu gleich mehr.
Wenn du in deinem Geist eine Erzählung entstehen lässt, dann erschaffst du etwas, das vorher nicht da war. Etwas, das deine Welt verändern kann. Oder sogar die Welt von vielen, wenn viele deine Geschichte hören wollen.
(Akram El-Bahay // Flammenwüste (Bastei Lübbe) // S. 106)
Inhalt
In der Wüstenstadt Nabija geht ein Gerücht um: Ein Drache soll sein Unwesen treiben und im Umland Karawansereien niederbrennen. So richtig glaubt niemand daran, schließlich wurden seit tausend Jahren keine Drachen mehr gesehen. Auch Anûr hält die Berichte für unwahr, obwohl er als Enkel eines berühmten Geschichtenerzählers gerade über Drachen die spannendsten Erzählungen kennt. Doch der Sultan der Stadt hat anderes vor. Er möchte den Drachen jagen und schickt seinen Sohn Masul aus, um das Untier zu finden und zu töten. Durch die Verstrickung von merkwürdigen Zufällen soll auch Anûr den Prinzen begleiten und findet sich plötzlich auf einer gefährlichen Mission wieder, die sein Leben für immer verändern soll.
Meine Meinung
Spätestens seit The Girl of Fire and Thorns (REZENSION) weiß ich, dass ich arabisches/orientalisches Setting in Büchern sehr gerne mag. Es grenzt sich einfach von der breiten Masse ab und ist für mich ebenso Fantasy tauglich wie Mittelerde, da der Orient für mich persönlich eine unbekannte Welt ist, die es noch zu entdecken gilt. Daher hoffte ich, dass Flammenwüste von Akram El-Bahay mich, neben einer guten Story (Hallo? Ich sage nur: Drachen!), ebenfalls mit dem Setting begeistern könnte.
Der Beginn des Buches war sehr vielversprechend. Man lernt Anûr kennen, der mit seinem Großvater Nûr in einem Kaffeehaus sitzt und eine Geschichte erzählt. Sofort fiel mir auf, wie detailliert und anschaulich der Autor die Szenerie beschrieben hat, sodass ich mir alles bildlich vorstellen konnte. Ich fühlte mich selber in das Kaffeehaus hineinversetzt und konnte beinahe schon den Mokka riechen und die Dunstschwaden der Wasserpfeifen sehen. Das hat mir wirklich gut gefallen und regte mein Interesse an. Genau so schnell merkte ich aber auch, dass das Buch sich eher an jüngere Leser richtet. Ich weiß nicht, wie alt Anûr ist, ich meine auch, dass das im Buch nicht genau erwähnt wird, aber er ist definitiv nicht älter als sechzehn, so wie er sich gibt. Durch ein sehr naives, unüberlegtes Verhalten seinerseits, bei dem man schon sofort spürt, dass das irgendwie schief gehen wird und sehr konstruiert wirkt, kommt Anûr in den Palast des Sultans und wird vor eine seltsame Aufgabe gestellt.
Die Naivität Anûrs war in meinen Augen eins der drei großen Hauptprobleme des Buches. Oftmals schlittert er durch kindliche Fehler oder sehenden Auges in irgendwelche Gefahren oder missliche Lagen, reagiert wie ein dummes Kind auf manche neuen Erkenntnisse und reagiert allgemein häufig sehr kindisch und übertrieben. Das führte dazu, dass ich Anûr zwar schon recht mochte, ihn aber auch nervig fand und mich gar nicht mit ihm identifizieren konnte. Außerdem wurde er mir im Verlauf der Handlung viel zu special, besonders im Anbetracht der Tatsache, dass er mehr schlecht als recht in das Abenteuer mit reingerutscht ist. Das zweite Hauptproblem war meiner Meinung nach die sehr konstruierte Handlung. Geschehnisse wirkten in meinen Augen nicht zufällig, sondern eben sehr gewollt und konstruiert, um die Handlung in Richtungen zu zwängen, die manchmal einfach nicht gepasst haben und dadurch überhaupt nicht authentisch wirkten. Man merkte einfach, dass X nur passiert ist, um Y zu rechtfertigen. Ich ertappte mich mehrmals beim Lesen dabei, wie ich die Augen bei solchen offensichtlichen Lenkungen verdrehte. Erstaunt war ich über die Tatsache, dass das Buch mit 526 Seiten ein regelrechter Schinken ist, auch wenn es gar nicht danach aussieht, da recht dünnes Papier für den Druck genommen wurde. So saß ich eindeutig länger an dem Buch, als ursprünglich gedacht, was aber auch daran liegt, dass es meiner Meinung nach zu viel Handlung gibt und ich oft keinen roten Faden erkennen konnte. Was das dritte Hauptproblem des Buches ist. Natürlich hing schon alles irgendwie zusammen, aber der Autor kam von Höckschen auf Stöckchen und verlor sich in andere Handlungsstränge, sodass man die eigentliche Geschichte schnell aus den Augen verlor. Eigentlich geht es um eine Drachenjagd, dann um einen Gegner Nabijas und um einen schwarzen Magier, der einen Zauber sucht, und schließlich geht es um die Zerstörung der Welt. Ich glaube einfach, dass der Autor sich etwas zu viel vorgenommen hat. Außerdem fühlte ich mich mehr als einmal an Der Herr der Ringe erinnert. Manche Beschreibungen und sogar einige Sätze klangen so, als seien sie fast wortwörtlich aus Der Herr der Ringe übernommen worden. Allein die Beschreibung von dem Zauber erinnerte mich sehr an den Einen Ring.
Anûr erlebt auf seiner Reise einige aufregende Abenteuer und lernt neue Freunde kennen, wie den Magier Fis, der der letzte Magier überhaupt ist, oder Shalia, ein geheimnisvolles Mädchen, das in der Wüste zu Hause ist, oder Hadukaba, ein Sammler. Die Gefühle, die Anûr für Shalia entwickelte, kamen mir einfach zu schnell. Er sieht sie zwei Sekunden und schon ist er bereit, sein Leben für sie aufs Spiel zu setzen? Das konnte mich nicht überzeugen. Fis mochte ich irgendwie nicht so gerne, da er sehr anstrengend war und sich bockig wie ein kleines Kind verhalten hat. Er und Anûr gerieten manchmal aneinander, und fingen dann an, sich anzuschreien. Selbst in Situationen, in denen äußerste Verschwiegenheit geboten war. Dafür mochte ich Masul sehr gerne. Ab dem letzten Drittel des Buches erlebt der Leser einige Kapitel auch aus der Sicht des Prinzen von Nabija und diese Kapitel haben mir besonders gut gefallen. Sie waren spannend und man erhielt einige sehr interessante Einblicke in die Absichten der Bösen.
Nebenbei möchte ich noch anmerken, dass mir einige Rechtschreib-, Zeichensetzungs- und Tippfehler aufgefallen sind, die man eigentlich durchaus hätte korrigieren können.
Fazit
Mit Flammenwüste beweist der Autor Akram El-Bahay, dass er sehr gute Ideen besitzt und vor allem sehr atmosphärisch beschreiben kann. Leider nehme ich ihm die ganzen Handlungen und Wendungen nicht ab, da sie konstruiert und gewollt wirken. Auch Anûr benahm sich häufig sehr naiv und stellenweise ließ sich der rote Faden nur noch schwer erkennen. Ob ich eine mögliche Fortsetzung lesen werde, weiß ich noch nicht. Ich vergebe abschließend
Infos
Autor: AKRAM EL-BAHAY
Titel: Flammenwüste
Reihe: 01 von ?
Verlag: BASTEI LÜBBE, Klappbroschur
Seiten: 526
Preis: 9,99€
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an
und
Danke für die ausführliche Rezension! Hatte das Buch auch schon öfter in der Hand, wusste bisher aber noch nicht, was ich davon halten sollte. Nachdem ich deine Rezension gelesen habe, bin ich mir recht sicher, dass es nichts für mich gewesen wäre, denn was du über die konstruierte Handlung und den "nervigen" Hauptcharakter schreibst, zählt für mich zu den Dingen, die ich an Büchern gar nicht leiden kann. So ging es mir vor einiger zeit auch mit "Die Karte der Welt" von Royce Buckingham, das ich evtl. auch noch mal rezensieren werde. Dort hatte ich genau die selben Kritikpunkte.
AntwortenLöschenInsofern kann ich nachvollziehen, warum es dir nicht gefallen hat und werde es wohl von meiner Leseliste streichen.
Viele Grüße,
Klingenfänger von http://klingenfaenger.blogspot.de/
Hallo Klingenfänger,
Löschendanke für deinen Kommentar :)
Du machst mir gerade ein bisschen Angst, wenn du sagst, dass Die Karte der Welt bei dir die gleichen Kritikpunkte hatte wie Flammenwüste bei mir o.O Das steht ungelesen bei mir rum und wollte ich unbedingt noch lesen T_T Jedenfalls machst du mir grade keinen Mut...
Flammenwüste scheint bisher bei den meisten Lesern gut anzukommen, auf Amazon und Goodreads hat es bisher nur von mir so eine schlechte Bewertung bekommen. Alle anderen überschlagen sich in Lobeshymnen... Ich hätte das Buch wirklich gerne gemocht und ich wollte es mögen, aber dafür hat mich zu Vieles zu sehr gestört.
Liebe Grüße, KQ
Na wenn du es eh schon im Regal stehen hast, dann kannst du ja auch mal rein schauen ;-) Aber ich war wirklich nicht sehr davon überzeugt. War ein nettes Buch zum Lesen, aber nichts Besonderes, vor allem waren ein paar logische Fehler drin, und sowas stört mich immer etwas (deswegen mag ich auch keine konstruierten Handlungen). Ohne groß spoilern zu wollen, aber wenn der Autor andauernd betont, dass der Hauptantagonist keine Gefühle mehr empfinden kann, sein einziger Antrieb aber offensichtlich Rache ist, dann finde ich das doch etwas merkwürdig. War eine nette Idee mit der Karte etc., aber da hätte man viel mehr draus machen können.
LöschenNa vielleicht rezensierst du es ja auch, würde mich auf jeden Fall interessieren :-)
Hallo :)
LöschenNa, dann bin ich jetzt aber mal gespannt, was dann Die Karte der Welt für mich bereithalten wird :D
Oh okay, das klingt wirklich etwas unlogisch o.O wenn ich es dann mal lese, werde ich auf jeden Fall eine Rezension schreiben :)
Liebe Grüße, KQ
Ich bin jetzt auf Seite 300 und hab mir felsenfest vorgenommen das Buch heute noch zu beenden. Ich lese nun mittlerweile schon den ganzen September dran -.- Dabei ging es mir auch so, dass ich den Anfang vielversprechend fand, danach driftet das bisschen in eine nichtssagende Abenteuershow mit Längen ab. Die ein oder andere Idee find ich klasse, wie die Sache mit der Bibliothek der ungeschriebenen Bücher. Na mal sehen, was das Buch auf den letzten 200 Seiten noch zu bieten hat ;)
AntwortenLöschenSo habs nun beendet und auch rezensiert und kann dir leider in fast jeder Hinsicht nur zustimmen. Ganz besonders Anûr ging mir wirklich zunehmend auf den Senkel. Nirgends war vorher ein Hinweis darauf zu finden, WIE jung er ist und selbst dafür hat er sich noch arg naiv verhalten. Wenn es erst mal losgeht und du kaum noch was mit der Hauptfigur anfangen kannst, leidet die restliche Handlung gleich mit.
AntwortenLöschenMir ging es schon so, dass ich einen roten Faden im Sinne eines Endziels gesehen habe: "Welt retten". Und genau das war es, was mich an der Handlung gestört hat. Das ist so 0815 und hab mich auch 100 mal gefragt welches Pech die Welt hatte, dass sein Schicksal ausgerechnet in Anûrs tollpatschige ud zittrige Hände gelegt wurde. *seufz*
Ich hab über 2 Wochen für das Buch gebraucht, das ist mir glaube ich im ganzen Jahr noch nicht passiert. Nachdem "Locke" so großartig war, fällt mir bei deutlich schlechterer Fantasy nun umso mehr auf, was (für mich) eindeutig harkt. Echt schade aus Orient + Drachen hätte man mehr machen können!
Hallo Tina,
Löschenich habe deine Rezension eben gelesen. Sie hat mir gut gefallen, da sie alles auf den Punkt gebracht hat.
Ja oder? Man erfährt wirklich nie, wie alt die Charaktere sind. Ist Anur 15, 16 oder 17? Und wie alt ist Masul? Ist der irgendwie knapp über 20 oder schon über 30?
Haha ja also diesen roten Faden konnte ich auch erkennen, aber wenn man überlegt, dass es eigentlich zu Beginn um was ganz anderes ging und dass Anur mehr schlecht als recht da rein geschlittert ist... Auf jeden Fall hatte die Welt Pech xD
Ich habe auch sehr lange an dem Buch gesessen, wenn man überlegt, dass es nicht sonderlich anspruchsvoll geschrieben ist. Das Sprachniveau ist nicht schlecht, aber eben auch recht simpel.
Liebe Grüße, KQ