Sonntag, 25. Mai 2014

Rezension ~ The Testing von Joelle Charbonneau

Hallo Leute,
weil ich es meiner besten Freundin versprochen hatte, vor ihrer Rückkehr aus Irland in zweieinhalb Wochen das Buch The Testing von Joelle Charbonneau zu lesen, was sie mir netterweise ausgeliehen hat, dachte ich, dass ich ja jetzt, wo ich mit der Reihe The Seven Realms durch bin, einen Versuch wagen kann und habe am Freitag Abend mit The Testing begonnen (was für ein Satz...).

For the first time today, I feel a sense of relief. Then the world explodes.
(Joelle Charbonneau // The Testing (Templar Publishing) // S. 201)

Inhalt

Seit Cia denken kann, träumt sie davon, am Test teilzunehmen, wenn sie mit der Schule fertig ist, so wie es einst ihr Vater getan hat. Nur selten werden Absolventen zum Test ausgesucht und es gilt als besondere Ehre, den Test machen zu dürfen, denn nur so hat man die Chance, zur Universität zu gehen und dem kranken und sterbenden Land, das sich United Commonwealth nennt, mit seinem Wissen beim Wiederaufbau zu helfen. Beinahe rechnet Cia nicht mehr damit, für den Test ausgewählt worden zu sein, doch schließlich gehört auch sie zu den vier glücklichen Jugendlichen aus ihrer Kolonie, die zur Hauptstadt Tulsa aufbrechen sollen. Am Tag vor ihrer Abreise berichtet ihr Vater von Erinnerungslücken und furchtbaren Albträumen und gibt ihr eine letzte Warnung mit auf den Weg: Vertraue niemandem! Und kurz nachdem der Test begonnen hat wird Cia die Bedeutung dieser Worte klar, denn sie merkt, dass es um Leben und Tod geht...

Meine Meinung

Schon bevor ich das Buch gelesen habe wusste ich, dass mich hier sicherlich nicht die innovativste aller Dystopien erwarten würde. Der Klappentext klang für mich sehr nach einem Mix aus The Hunger Games und Divergent und wie ich später feststellte, sollte ich recht behalten. Gleich vorneweg kann ich sagen, dass The Testing mit Sicherheit kein schlechtes Buch war. Dennoch hatte es einige Kinderkrankheiten und Krücken, weswegen es mich dann auch nicht hundertprozentig vom Hocker reißen konnte. Es könnte auch sein, dass die Rezension ein, zwei kleine Spoiler enthält.

Die Welt, in der Cia lebt, ist nicht mehr mit unserer zu vergleichen. Die USA gibt es nicht mehr, stattdessen heißt das Land United Commonwealth und ist ein Verbund aus vielen verschiedenen Kolonien mit unterschiedlich Hohen Einwohnerzahlen. Cia kommt aus der Kolonie Five Lake, welche zu den kleinsten gehört und sie ist, zusammen mit den drei anderen aus ihrer Jahrgangsstufe, die erste aus der Kolonie, die den Test absolvieren darf. Die Idee, weswegen Nordamerika und wahrscheinlich auch der Rest der Welt in Trümmern liegt, fand ich sehr gut und innovativ. Dass die Menschen die Kriege angezettelt und zur Zerstörung beigetragen haben, dass aber gleichzeitig auch die Natur selber Grund für die starken Veränderungen ist. Es werden immer wieder Hinweise geliefert, wie es zu dem Krieg kommen konnte, der die Welt ins Chaos stürzte, aber alles erfährt man noch nicht. Ich bin gespannt, was in den nächsten Bänden noch so ans Tageslicht kommen wird.

Die erste Hälfte des Buches gefiel mir auf jeden Fall schon mal besser als die zweite Hälfte. Die Idee mit den ersten drei Tests, die Cia und die anderen Probanden absolvieren müssen, hat mir gut gefallen. Da hat die Autorin auch ziemlichen Einfallsreichtum bewiesen. Ich fand das Ankommen im Testing-Centre, das Aufeinandertreffen von den Teilnehmern und vor allem den zweiten und den dritten Test besonders interessant und hatte Spaß, diese Szenen zu lesen. Man merkte zwar schon ziemlich früh, dass alles so in Richtung The Hunger Games und Divergent geht - eine selektierte Gruppe muss Aufgaben absolvieren und überstehen, wird aber, bevor der eigentliche vierte Test beginnt, nochmal hofiert mit besonderen Köstlichkeiten, es gibt Überwachung überall und man setzt die Jugendlichen bewusst unter Druck, um sie weiter zu selektieren - aber trotzdem konnte das Buch hin und wieder mit eigenen Ideen auftrumpfen. Natürlich aber sind die Teilnehmer aus Distrikt 12, ich meine natürlich Five Lake die totalen Außenseiter.

Als es dann zur vierten und letzten Prüfung geht rutscht das Buch allerdings für mich ziemlich ab, denn es ist wirklich The Hunger Games extrem ähnlich. Oder von mir aus auch Battle Royale, was ja das erste Buch ist, das sich dem Konzept bedient, dass eine Gruppe von Jugendlichen irgendwo in der Wildnis ausgesetzt wird und sie zu einem Ziel kommen müssen, mit allen Mitteln, die ihnen richtig erscheinen. So ist es auch erlaubt, andere Testkandidaten umzubringen. Grundsätzlich gibt es während des vierten Tests nur ganz wenige Regeln: Man darf zu Beginn nur eine bestimmte Anzahl an Gegenständen mitnehmen (die Szene hat mich sehr an das Füllhorn aus The Hunger Games erinnert) und man darf das umzäunte Gebiet, in dem der Test stattfindet, nicht verlassen. Der Rest ist "up to you", wie man so schön sagen kann. Den Kandidaten steht völlig frei, wie sie ihr Ziel erreichen. Dass einige diese Möglichkeit wörtlich nehmen und beginnen, andere Teilnehmer zu jagen und zu töten ist wohl die logische Schlussfolgerung. Denn bei nur zwanzig Plätzen, die die Universität bietet und achtundfünfzig Teilnehmern, die den vierten Test beginnen, will man ja so wenig Konkurrenz haben wie nötig. Außerdem verbündet sich Cia mit Tomas, der ebenso wie sie aus Five Lake stammt, rettet ihm mehrmals das Leben, heilt ihn, als er verwundet ist und verliebt sich in ihn. 

Die Ähnlichkeit zu anderen Dystopien hätte mich sicherlich nicht so gestört, wenn nicht die Charaktere gewesen wären. Allen voran Cia, die Protagonistin. Sofort ist sie "special". Michal, ein Mitarbeiter des Testingkommitees, ist direkt auf sie aufmerksam geworden und allgemein erhält sie von allen Seiten extrem viel Beachtung. Ich hätte es vielleicht besser gefunden, wenn Michal erst im Laufe der Tests auf sie Aufmerksam geworden wäre, weil sie die Probleme alle so souverän löst. Cia ist zudem total schlau und technisch begabt und alles. Sie ist ein richtiges "Wundermädchen" und sie kann anscheinend alles besser, als alle anderen. Zudem wird auch immer von allen Seiten darauf hingewiesen, dass Cia alles immer besser macht und Dinge macht, die sonst keiner kann... Und ab der zweiten Hälfte des Buches könnte man ihren Namen einfach durch den von Katniss tauschen und man würde keinen Unterschied erkennen. Cia ist Katniss. Sie ist kühl, misstrauisch, rational, glaubt immer, dass alles direkt eine Falle ist, kann total gut in der Wildnis überleben, weil sie weiß, wie man jagt und Fallen aufstellen kann und worauf man alles achten muss, wenn man Tage und Nächte in feindlichem Terrain verbringt. Außerdem ist sie ein bisschen inkonsequent, denn als ihr Vater sagt, dass sie niemandem vertrauen soll, rennt sie gefühlte fünf Minuten später zu Tomas und erzählt ihm alles... Auch Tomas ist so eine Sache für sich. Zu schnell entwickelt er sich zum Love Interest. Es wird zwar gesagt, dass die beiden sich seit Jahren kennen, aber am Anfang reden die irgendwie nicht miteinander und dann plötzlich, als sie zum Test fahren, keimen die Gefühle auf. Ich konnte eigentlich die ganze Zeit nicht wirklich nachvollziehen, was beide aneinander finden. Ansonsten bleibt Tomas ziemlich blass, erst im vierten Test bekommt er ein wenig Farbe und ich dachte mir schon von Anfang an, dass da sicherlich noch was kommt, dass er nicht so ist, wie er sich gibt. Und ich hatte recht. Bei fast allen wichtigen Charakteren hatte ich recht. Ob es Michal war, oder Will, der ebenfalls ein Kandidat ist, ebenso wie Brick. Irgendwie konnte man einfach sofort erkennen, dass es noch nicht alles ist, was die Charaktere in der ersten Hälfte von sich gezeigt haben.

Auch was das Ende betrifft hatte ich so meine Vermutungen, die sich auch fast alle bestätigt haben. Man kann sich schon ziemlich genau vorstellen, worauf alles hinauslaufen und welche Folgen alles haben wird. Vor allem bleibt die Frage: was ist mit Tomas (wer das Buch gelesen hat wird wissen, was ich meine.)? Anmerken kann ich noch, dass die Sprache in dem Buch sehr einfach ist, da man alles aus der Sicht von Cia erlebt und die Ereignisse in Ich-Perspektive geschildert werden. Da Cia ein sehr rationaler Mensch ist, sind die Sätze dementsprechend auch recht simpel gehalten. Für Englisch-Anfänger eignet sich das Buch daher sehr gut. 

Fazit

Alles in allem handelt es sich bei The Testing um eine annehmbare Dystopie, die man locker-flockig runter lesen kann und sicherlich an einigen Stellen zu unterhalten und fesseln weiß. Manche Ideen, die die Autorin anbringt, sich wirklich einfallsreich und innovativ, aber sie bedient sich einfach so offensichtlich und zu stark aus anderen Büchern. Wenn man The Hunger Games und Divergent nun nicht kennt, erlebt man mit The Testing sicherlich eine tolle und spannende Dystopie, auch wenn die Charaktere durchaus noch ausbaufähig sind und die Autorin mehr Überraschungsmomente einfügen müsste, denn bisher schreibt sie zu vorhersehbar. Ich vergebe abschließend knapp


Sonstige Infos
Titel: The Testing
Dt. Titel: Die Auslese - Nur die Besten überleben
Reihe: 01 von 03 
Verlag: TEMPLAR PUBLISHING, Taschenbuch
Seiten: 384
Preis: 8,70€

7 Kommentare:

  1. Ich finde, das Buch ist ein typisches 3 Punkte Buch. Irgendwie ganz gut, aber auch nicht mehr.
    Wenn wenigstens die Charaktere weniger durchschaubar gewesen wären … Wahrscheinlich werde ich auch den zweiten Band lesen. Aber der hat keine Dringlichkeit ;)

    Liebe Grüße & wundervolle Rezension :)

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    1. Hallo Carly,
      ja, das stimmt, es ist ein Buch, das nichts Halbes und nichts Ganzes ist. Eben drei Sterne.Den zweiten Band werde ich auch lesen, ihn mir aber auch nur von meiner besten Freundin ausleihen. Kaufen werde ich mir die Bücher nicht :D Man liest es auf jeden Fall angenehm runter und eine Zeitverschwendung war es auch nicht^^
      Liebe Grüße, KQ

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  2. Sehr interessante Rezension!
    Auf der einen Seite reizt mich die Handlung sehr, weil ich diesen Selektierungsprozess generell sehr spannend finde und es doch, trotz der Parallelen, so aussieht, als würde hier und da Einiges gut dargestellt worden sein.
    Aber auf der anderen Seite muss ich nicht einen Abklatsch von Panem und Divergent haben (was ich ja nicht so sehr mochte).

    Liebe Grüße,
    Lyrica

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    1. Hallo Lyrica,
      Dankeschön :)
      Der Selektierungsprozess ist auch wirklich richtig gut am Buch, vor allem eben in der ersten Hälfte. Man bekommt auch einen besseren Blick auf den Grund, weswegen die Welt so kaputt ist. Das findet man nicht in alles Dystopien.
      Es ist wirklich schade, dass sich die Autorin so von anderen Büchern bedient hat :(
      Liebe Grüße, KQ

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  3. Kann dir da nur voll und ganz zustimmen! Die ersten Tests waren ganz gut gemacht, zwar alles ein Hauch von Panem, aber mit eigenen Ideen. Als es dann raus in die Wildnis ging, dachte ich mir nur noch, was zur Hölle soll das jetzt? Noch ähnlicher geht es gar nicht. Und da kommt, wie du sagst, das Problem mit den Charakteren ins Spiel. Würde sie immerhin auf der Linie überzeugen, könnte man über den Rest hinwegsehen. Leider auch Fehlanzeige. Hat mich letztendlich nicht einmal genug interessiert um weiterzulesen :-/

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    1. Hallo Tina,
      ich bin auf jeden Fall beruhigt, dass ich nicht die Einzige bin, die es so empfindet :D Meine beste Freundin konnte mir zwar auch zustimmen (von ihr habe ich das Buch ja ausgeliehen bekommen), aber ich glaube, sie fand es besser als ich - was ja auch völlig legitim ist :)
      Die Autorin hätte sich bei der zweiten Hälfte einfach ein bisschen mehr Mühe geben sollen, beziehungsweise einfach eigene Ideen einbauen müssen. Und die Charaktere brauchen definitiv auch noch etwas mehr Entwicklung. Ich werde wohl weiter lesen, mir aber die anderen Bände von meiner besten Freundin ausleihen.
      Liebe Grüße, KQ

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    2. Oh, klasse, dass du weiterliest. Dann sehe ich auf jeden Fall, ob ich etwas verpasse oder eher nicht. Wie sich die Reihe an sich entwickelt interessiert mich, aber es selbst herausfinden will ich nicht unbedingt ;)

      Von daher super, dass du das du dir die Bücher leihen können wirst!

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