Donnerstag, 7. April 2016

Rezension ~ Planetenwanderer von George R. R. Martin

Hallo Leute,
danke, danke. Ja, vielen Dank für euren Applaus. Ja genau, ja ich habe es geschafft. Ich habe ein Buch zu Ende gelesen. Und nicht nur das. Ich schreibe gerade auch eine Rezension darüber o.O Hätte man ja fast nicht mehr glauben können.
Jedenfalls habe ich endlich Planetenwanderer von George R. R. Martin begonnen und zu Ende gelesen und jetzt möchte ich euch natürlich gerne meine Meinung zu dem Buch kundtun. Habt ein bisschen Nachsicht mit mir, da ich Ewigkeiten keine Rezensionen mehr geschrieben habe und ziemlich aus der Übung bin^^

Der Seuchenstern steht riesig und hell über mir, und jetzt verstehe ich, warum er weiß ist. Weiß ist die Farbe der Sauberkeit, oh, und der Seuchenstern säubert das Land. Jetzt lässt seine Berührung alles verderben und verrotten. Es liegt eine gewisse Ironie darin, nicht war?
(George R. R. Martin // Planetenwanderer (Heyne-Verlag) // S. 12)

Inhalt

Haviland Tuf, mäßig erfolgreicher Händler, der mit seinem Raumschiff durch das Weltall reist, findet, mehr oder weniger zufällig, ein herrenloses riesiges Schlachtschiff im All herumtreiben. Doch es handelt sich dabei nicht um irgendein Schlachtschiff, sondern um die Arche, einem ÖIK-Saatgutschiff, welches vor 1.000 Jahren von der Besatzung verlassen und im All zurückgelassen wurde. Und in diesem Schiff verbirgt sich ein wahrer Schatz. Nachdem Haviland Tuf unter widrigen Umständen an das Saatgutschiff gelangt ist, beschließt er, seine bisherige Laufbahn als Händler an den Nagel zu hängen und Ökoingenieur zu werden. Mit diesem Plan reist er durch das All, immer auf der Suche nach Planeten, die seine Hilfe benötigen...

Meine Meinung

Oh je, was soll ich nur zu diesem Buch sagen? Ich habe ja andere Bücher von George R. R. Martin gelesen, oder, um ehrlich zu sehen, eher gehört, nämlich seine weltbekannte Reihe Das Lied von Eis und Feuer, daher meinte ich zu ahnen, was so grob auf mich zu kommt. Und naja, auf gewisse Art und Weise hatte ich auch Recht. Aber dazu später mehr.

Der Prolog beginnt sehr anschaulich und hat mich eigentlich von der ersten Seite an gefesselt. Ein Mann bespricht eine Audiodatei und berichtet von seinem schrecklichen Schicksal und dem seiner Frau. Schuld daran ist der sogenannte Seuchenstern, der regelmäßig in der Umlaufbahn des Planeten Hro'Brana, auf dem der Mann lebt, auftaucht und die Welt mit Seuchen und Krankheiten plagt. Als Leserin habe ich fasziniert verfolgt, was der Mann schilderte und man fragt sich unweigerlich, was es mit diesem Stern auf sich hat. Jedenfalls endet der Prolog sehr bedrückend, regt aber auf jeden Fall zum Weiterlesen an. Das hat mir richtig gut gefallen. Auch das erste Kapitel ist gut.

Mit dem ersten Kapitel geht die Handlung nämlich richtig los. Erstmal. Eine Gruppe von Leuten möchte besagten Seuchenstern erforschen, denn sie haben die Vermutung, dass es sich gar nicht um einen Stern, sondern um ein Raumschiff handelt. Die Gruppe besteht aus dem alten Veteran und Historiker Jefri Löw, der Anthropologin Celise Waan, dem halb-Androiden Anittas und den Söldnern Kaj Nevis und Rica Morgenstern. Da keiner von ihnen ein Schiff besitzt, heuern sie den seltsamen Haviland Tuf an, um mit seiner Füllhorn der Exzellenten  Güter und Niedrigen Preise, wie er sein Schiff genannt hat, zu dem Objekt zu gelangen. Jedenfalls kommen sie an und stellen fest, dass es sich tatsächlich nicht um einen Stern handelt, sondern um das verlassene Saatgutschiff des ÖIK - 30 Kilometer lang und auch sonst einfach gewaltig. Mit Ach und Krach gelangen alle Teilnehmer dieser Expedition an Bord des Schiffes, doch schon haben sich innerhalb der Gruppe Fraktionen gebildet, die nun gegeneinander kämpfen, denn irgendwie wollen am Ende das Schiff dann für sich selber haben, insbesondere die beiden Söldner - was für eine Überraschung aber auch. Egal, jedenfalls verfolgt der Leser ein teilweise doch recht spannendes und auch einfallsreiches Katz und Maus Spiel, bei dem am Ende Tuf irgendwie als Sieger hervortritt und Kapitän der Arche wird. Dabei beschließt er, Planeten zu besuchen und herauszufinden, ob er ihnen auf ökologischer Basis helfen kann - sprich: in die Evolution und die natürliche Flora und Fauna einzugreifen - da dieses Schiff, obwohl es seit 1.000 Jahren verlassen ist, immer noch auf dem neuesten Stand der Technik ist, was das Klonen und dergleichen betrifft.

Protagonist ist der Weltraumhändler Haviland Tuf, mit dem man sich schwerlich identifizieren kann. Er ist ein übergroßer Mann, kalkig weiß und komplett haarlos. Außerdem vergöttert er Katzen und hält mehrere davon und wird nie müde zu erzählen, wie faszinierend und parapsychisch begabt Katzen doch seien. Zudem besitzt er keinerlei Sinn für Humor und nimmt alles, was man ihm sagt, wörtlich. So verlaufen Unterhaltungen mit Tuf in etwa so: "Der Regen ist aber nass heute." Woraufhin Tuf in etwa antworten wird: "Jede Person, die mindestens schon einmal Regen erlebt hat, wäre sich über die Tatsache im klaren, dass der Regen im allgemeinen als "nass" zu bezeichnen ist. Regen besteht aus Wasser, Wasser ist nass, daher ist folglich auch der Regen nass. Ich beglückwünsche sie dennoch zu ihrer Erkenntnis, dass sie über das Wissen verfügen, dass Regen nass ist." Das sorgt zunächst zwar für einige humoristische Elemente, doch mit der Zeit wird es doch etwas langweilig und wirkt ziemlich gepresst und gekünstelt. Ja, in The Big Bang Theory kann Sheldon Sarkasmus auch nicht wirklich verstehen und nimmt alles wörtlich, aber er entwickelt sich im Laufe der Handlung weiter. Dies lässt Haviland Tuf vollkommen vermissen. Auch die anderen Figuren bleiben blass. Bis auf Tolly Mune, die in den drei zusammenhängenden Kapiteln auftaucht und sowohl Verbündete als auch Gegnerin Tufs ist. Zwar wird auch sie irgendwie nie richtig greifbar, dennoch handelt es sich bei ihr noch um den faszinierendsten Charakter. 

Auch finde ich die Kernaussage des Buches nicht gut. Tuf kommt irgendwie mit allem durch. Obwohl er wenig Charakter besitzt, da man einfach partout nichts über ihn und seine Vergangenheit erfährt, so entwickelt sich dieser im Verlaufe der Handlung eher zum schlechteren. Er wird recht rücksichtslos und spielt Gott, dabei habe ich an keiner Stelle wirklich feststellen können, dass Martin damit zum Nachdenken anregen will, sondern Tuf einfach so ist, bzw. wird, und Ende. Das finde ich sehr schade. Selbst Tolly Mune, die sich Tuf zwischendurch immer wieder in den Weg stellt, muss am Ende aufgeben und sich eingestehen, dass Tuf praktisch "allmächtig" ist. Das finde ich ziemlich unsympathisch, da keinerlei Moral zu erkennen ist. Ich will jetzt aber auch nicht zu viel vorweg nehmen, denn vielleicht möchte der ein oder andere von euch das Buch ja trotzdem bald noch lesen.

Ich sollte vielleicht noch anmerken, dass es sich bei Planetenwanderer nicht um ein zusammenhängenden Roman handelt. Stattdessen ist das Buch eine Kurzgeschichtensammlung über die "Abenteuer" des Haviland Tuf. Martin hat diese Kurzgeschichten in den 80er Jahren geschrieben und von den acht Stories (inklusive Prolog) haben nur drei handlungsmäßig etwas miteinander zu tun und bauen aufeinander auf. Dabei handelt es sich um die Kapitel "Brot und Fische", "Die zweite Speisung" und "Manna vom Himmel". Desweiteren gibt es noch die Geschichten "Wächter", "Eine Bestie für Norn" und "Nennt ihn Moses". Beim Lesen merkt man nach etwa drei Kapiteln recht schnell, dass die einzelnen Teile irgendwie ohne Zusammenhang sind, so lässt sich leider auch der rote Faden nicht wirklich erkennen.

Fazit

Was kann ich als Fazit sagen? - Fans von Das Lied von Eis und Feuer können möglicherweise felsenfest davon überzeugt sein, dass es sich bei Planetenwanderer um ein gut geschriebenes Buch handelt. Ich stimme dem jedoch nicht zu, denn so, wie man es auch von Das Lied von Eis und Feuer kennt, passiert seitenweise nichts. Gar nichts. Zudem ist es zu keinem Zeitpunkt möglich, sich auch nur ansatzweise mit dem Protagonisten zu identifizieren und wenn man seine Art zu Beginn noch recht amüsant fand, so nervt er mit der zeit nur noch. Auch andere Figuren werden praktisch gar nicht charakterisiert. Jedenfalls habe ich mir unter dem Buch etwas ganz anderes vorgestellt - insbesondere eine zusammenhängende Geschichte. Ich bezweifle, dass das Buch jemals in dieser Form erschienen wäre, wenn nicht gerade George R. R. Martin es geschrieben hätte. Prolog und die ersten beiden Kapitel haben mir noch gefallen, der Rest jedoch nicht. Daher vergebe ich abschließend


Informationen
Autor: GEORGE R. R. MARTIN
Titel: Planetenwanderer
OT: Tuf Voyaging
Reihe: /
Verlag: HEYNE, Klappbroschur
Seiten: 511
Preis: 14,99€


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hallo lieber Leser,
ich freue mich, dass Du einen Kommentar schreiben möchtest. Ich freue mich über jeden - außer über Werbe- und Spamkommentare. Die werden unkommentiert wieder gelöscht. Möchtest Du, dass ich Deinen Blog besuche, kannst Du gerne Deine Blog-URL dalassen - aber bitte mit einem sinnvollen, kontextbezogenen Kommentar zu meinem Post. Danke :) Und vor allem Danke an meine eifrigen Kommentatoren :)