Hallo Leute,
vor einiger Zeit hatte ich mir Die Spur ins Schattenland von Jonathan Stroud gebraucht bei reBuy gekauft und kam nun endlich dazu, es zu lesen. Die Bartimäus-Reihe von dem Autor kenne ich nicht, ich habe aber Die Eisfestung vor einigen Jahren gelesen. Das Buch habe ich mir damals von meiner besten Freundin ausgeliehen und wir können bis heute nicht sagen warum, aber das Buch hat uns ausgesprochen gut gefallen, auch wenn im Grunde nichts "Aufsehenerregendes" passiert ist. Daher ging ich mit recht hohen Erwartungen an Die Spur ins Schattenland ran, auch wenn es sich auf den ersten Blick um ein Kinderbuch handelt.
Inhalt
Auf einem gemeinsamen Ausflug ertrinkt Charlies bester Freund Max in einem Teich. Als sie ihm zu Hilfe kommen möchte, sieht sie, wie geheimnisvolle Unterwasserwesen Max in die Tiefe ziehen und sie selbst kann sich nur im letzten Moment retten. Sofort weiß Charlie, dass Max nicht tot ist, sondern entführt wurde. Doch die Erwachsenen glauben ihr nicht und so verschließt sie sich vor allen Personen, auch vor ihrem Bruder James, der sich große Sorgen um seine Schwester macht.
Nachts in ihren Träumen sucht Charlie nach Max und kehrt immer wieder in eine unbekannte und geheimnisvolle Traumwelt zurück, in der sie den Spuren ihres Freundes folgt, der angeblich zu einer Großen Kirmes aufgebrochen ist. Doch die Träume verändern sich und bald versteht Charlie, dass sie Auswirkungen auf ihre körperliche Verfassung haben. Nach und nach vermischen sich Traumwelt und Realität immer mehr und Charlie setzt alles daran, Max zu finden. Denn wenn er auf der Großen Kirmes beim Großen Tanz mitmacht, wird sie ihn nicht mehr zurückholen können.
Meine Meinung
Zuerst möchte ich sagen, dass ich das Cover von dem Buch sehr schön finde und auch für passend zur Geschichte halte. Das Mädchen soll ziemlich sicher Charlie darstellen, die relativ verloren in der Schattenwelt wirkt, auch wenn die Traumwelt im Buch nicht aus Schatten besteht, auch wenn Charlie das Land selbst als "Schattenland" bezeichnet.
Das Buch beginnt kurze Zeit nach dem tragischen Unfalltod von Max im Krankenhaus. Charlie liegt im Krankenbett und kann nicht schlafen. Diese Szenen sind im Präsens geschrieben, während die Erinnerungen an den Ausflug, bei dem Max starb, im Perfekt geschrieben sind. Diese Szenen wechseln sich anfangs ab und verdeutlichen Charlies Elend, zeigen dem Leser aber auch schnell, welche merkwürdigen und mysteriösen Dinge am Teich vorgefallen sind, die Charlies Mutter, Max' Eltern und die Ärzte nicht glauben wollen.
Das Buch hat durchweg eine sehr triste und depressive Stimmung, die aber zum Geschehen passt. Charlie, die eins ein sehr lebensfrohes und agiles Kind war, wird verschlossen und emotionslos. Sie leidet sehr unter dem Verschwinden ihres Freundes und will nicht glauben, dass er tot ist, schließlich hat sie alles ja selber gesehen. Charlies Mutter ist keine große Hilfe, da die beiden immer ein sehr angespanntes Verhältnis hatten und die Mutter ihr sofort klar macht, dass sie nicht an Charlies Geschichte glaubt. Um das Trauma, das sie erlebt hat, zu verarbeiten, und um Max' Tod zu akzeptieren, wird sie zu einem Therapeuten geschickt, der jedoch kaum zu ihr durchringt. Dennoch rät er ihr, ihre Träume aufzuschreiben, was sie schließlich auch befolgt, als ihr klar wird, dass ihre Träume den Weg zu Max ebnen. Die Handlungen und Geschehnisse in der Traumwelt werden für Charlie mit der Zeit immer realer und wichtiger als alles, was in ihrem wirklichen Leben passiert. Gleichzeitig spürt sie aber auch alle negativen Seiten ihrer Träume am eigenen Leib - verletzt sie sich im Schattenland, hat auch ihr Körper in der realen Welt die Verletzungen.
Alles, was Charlie früher im Leben wichtig war, ist für sie nun bedeutungslos und irrelevant. Freunde, Schule, Familienleben - alles spielt für sie keine Rolle mehr. Als Charlie merkt, dass ihre beiden Welten miteinander verschmelzen, stellt sie fest, dass auch Max noch immer in der realen Welt ist und nach ihr ruft. Häufig besucht sie alte gemeinsame Lieblingsplätze, um die Anwesenheit von Max zu spüren. Im Schattenland trifft sie bald auf den Wanderer Kit, der ihr viel über die Begebenheiten der Traumwelt berichtet und ihr Tipps und Hinweise gibt, wie sie Max schneller erreichen kann. Er ist es auch, der Charlie von der Großen Kirmes und dem Großen Tanz erzählt.
Neben Charlie erlebt man die Geschichte auch aus der Sicht ihres Bruders James. Er leidet sehr unter dem Zustand seiner Schwester, weiß sich und ihr aber auch nicht zu helfen. Auch er glaubt nicht, was Charlie erlebt haben soll, ist aber bemühter um sie als seine Mutter. Doch aufgrund seiner Hilflosigkeit kommt es häufiger zum Streit zwischen ihm und Charlie und er verzweifelt regelrecht, als er mit ansehen muss, wie seine Schwester sich immer mehr aufgibt und nachts im Schlaf leidet. Als einziger versucht er, sich in den Gemütszustand seiner Schwester hinein zu versetzen.
Man muss sagen, dass die Gefühle, die Stimmung und die Handlungen im gesamten Buch sehr authentisch sind und mir persönlich sehr nah gingen. Für Kinder halte ich dieses Buch nicht als geeignet, da es doch einen sehr erwachsenen und ernsten Ton anschlägt. Mit der Zeit wird Charlies Verzweiflung immer größer und sie flüchtet immer häufiger und auch stärker in die Traumwelt. Anfangs erfährt man beim Lesen von ihren Ausflügen ins Schattenland über ihre Tagebucheinträge, die in kursiv gedruckt sind. Mit der Zeit werden diese Momente jedoch so dargestellt wie die Erlebnisse in der realen Welt und der Leser spürt ebenso wie Charlie, dass beide Welten schwer voneinander zu trennen sind.
Gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse und Charlie spürt, dass das Ende kurz bevor steht. Auch ihr Bruder James setzt alles daran, Charlie aus der Traumwelt zu retten, auch wenn er die Ausmaße nicht greifen kann.
Fazit
Dieses Buch hat mir wirklich gut gefallen und mich sehr berührt. Es ist ganz anders als erwartet und viel erwachsener, als Titel, Cover und Klappentext vermuten lassen. Die Stimmung ist zwar sehr traurig und trist, dennoch sind die Geschehnisse ergreifend und gehen unter die Haut. Das Buch lässt sich leicht runter lesen, weil es sehr fesselnd ist. Eindeutig ein etwas anderes Buch, das sich stark von der Masse abhebt. Ich vergebe abschließend
Sonstige Infos
Autor: JONATHAN STROUD
Titel: Die Spur ins Schattenland
Orig. Titel: The Leap
Reihe: /
Verlag: Omnibus, Klappbroschur
Seiten: 313
Preis: 10,00€
Als ob mein Sub nicht groß genug wäre *kopf schüttel* naja, da wird wohl noch ein Buch dazu kommen müssen ;D
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