Sonntag, 5. Juni 2016

Rezension ~ Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders von Patrick Süskind

Bisher hatte er immer geglaubt, es sei die Welt im allgemeinen, von der er sich wegkrümmen müsse. Es war aber nicht die Welt, es waren die Menschen. Mit der Welt, so schien es, der menschenleeren Welt, ließ sich leben.
(Patrick Süskind // Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders (Diogenes) // S. 148f.)

Inhalt

Einige Jahre vor der Französischen Revolution wird in Paris ein Kind geboren, das sich im Verlaufe der Jahre zu einem der widerwertigsten und abscheulichsten Mörder aller Zeiten entwickeln wird. Sein Name ist Jean-Baptiste Grenouille. Und auch wenn er unscheinbar und dumm und hässlich erscheint, so ist er doch ein Genie - ein Genie der Gerüche. Seine einzigartige Nase kann alle Gerüche der Welt erfassen, analysieren und kategorisieren. Mit dieser Gabe beschließt Grenouille, das beste Parfum der Welt zu kreieren - und geht für sein Ziel über Leichen. 

Meine Meinung

Als die Verfilmung des Bestsellers vor zehn Jahren in die Kinos kam, habe ich sie mir damals angeschaut und war regelrecht begeistert. So begeistert, dass ich auch das Buch lesen wollte, was meine Eltern glücklicherweise im Regal stehen hatten. Doch irgendwie war ich für das Buch wohl noch etwas zu jung zu diesem Zeitpunkt, daher brach ich nach wenigen Seiten ab. Nun möchte ich ja etwas Abstand von YA-Büchern nehmen und mich Literatur zuwenden, die ich schon immer mal lesen wollte, an der ich bisher aber stets gescheitert bin. Also die perfekte Gelegenheit, um endlich Das Parfum zu lesen.

Der Beginn des Buches ist klassisch wie der einer Geschichte. Ein Erzähler schildert uns, wer Jean-Baptiste Grenouille war und dessen Umstände seiner Geburt. Man hat das Gefühl, der Erzähler würde vor einem sitzen und berichten. Und da ich den Film kenne, hatte ich gleich die sehr angenehme und erzählerische Stimme des filmischen Sprechers im Kopf, was ich persönlich als sehr angenehm empfunden habe.

Im Mittelteil zieht sich meiner Meinung nach die Handlung leider etwas. Grenouille lebt abgeschottet und gibt sich ganz seinem Geruchsinn hin, aber auf diesen Seiten passiert nicht sonderlich etwas. Viel mehr handelt es sich um eine spirituelle Reise Grenouilles in sein innerstes, in sein wahrstes Ich. Der Selbstfindungsaspekt war durchaus interessant, insbesondere um die Persönlichkeit, die Entwicklung, die Einzig- und die Eingenartigkeit des Protagonisten zu verdeutlichen, für mich hätten diese Seiten allerdings auch etwas kürzer sein können, dann dafür ist der gesamte Teil mit den Morden Grenouilles sehr kurz gehalten, was ich schade fand, denn da hätte ich gerne mehr drüber erfahren.
Sie waren außerordentlich stolz. Sie hatten zum ersten Mal etwas aus Liebe getan.
(Patrick Süskind // Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders (Diogenes) // S. 320)
Andererseits macht es auch irgendwie Sinn, dass die Morde an sich nur einen kleinen Teil der Handlung einnehmen, denn sie nehmen auch nur einen kleinen Teil seines Lebens ein und dieser spirituelle Abschnitt sind der Charakterentwicklung und Zielgebung dienlich - Grenouille erkennt, dass er anders ist, als andere Menschen, und nicht nur bezogen auf seinen Geruchsinn - dennoch haben sich diese Seiten etwas gezogen und sie hätten für mich kürzer sein können.

Es lässt sich schwerlich in Worte fassen, wie das Buch einen berührt. Es ekelt, es erschreckt, es fasziniert, es widert an, es begeistert, es erregt... Beim lesen durchfluten einen Unmengen an Gefühlen - und viele davon gleichzeitig. Die Welt der Gerüche wird anschaulich und teilweise bis ins kleinste Detail beschrieben. Auch vor ekelhaften Gerüchen macht Patrick Süskind keinen Halt. Und trotzdem steckt in dem Buch stets eine unterschwellige Erotik - gegen Ende nicht mehr ganz so unterschwellig - die einen irgendwie packt. Es ist schwer zu erklären. An mancher Stelle war ich überrascht, wie der Autor die verschiedenen Gerüche beschreibt, aber im Nachhinein war es für mich logisch, wie die Gerüche beschrieben wurden. Grenouille, ein widerspenstiger, fieser Mensch, der keinerlei Liebe in sich trägt, lebt ein unauffälliges, ekliges Leben. Menschen beachten ihn nicht, sehen ihn nicht, während er sich am Leben festkrallt und parasitär sich am Geruch der anderen Menschen labt. Zwar verspürt man auf gewisse Art und Weise Mitleid mit ihm, aber irgendwie ist sein Charakter dann doch so fies und entwickelt sich immer weiter zu einem listigen, gierigen Wesen, dass man ihn irgendwann nur noch mit Abscheu betrachten kann.

Fazit

Für mich war Das Parfum eine neue Leseerfahrung, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gepackt hat. Das jämmerliche Leben von Jean-Baptiste Grenouille wurde ungeschönt und ungeschminkt dargestellt und hat die verschiedensten Gefühle und Emotionen in mir ausgelöst. Insgesamt ein sehr zu empfehlendes Buch, nur wegen der Längen im Mittelteil und den wenigen Seiten bezüglich der Morde ziehe ich einen Stern ab. Ich vergebe daher abschließend

Autor: PATRICK SÜSKIND
Titel: Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders
Reihe: /
Verlag: DIOGENES, Taschenbuch
Seiten: 320
Preis: 12€

2 Kommentare:

  1. Sehr tolle und interessante Rezension! :)
    Nach dem Film habe ich das Buch damals gegriffen und das Ende gelesen, weil ich das Ende vom Film so... ja,... „komisch" bzw. eigenartig fand. Dein letztzitierter Satz ist mir dabei sofort wieder bekannt vorgekommen.

    Ich glaube, irgendwann muss ich dem Buch eine Chance geben. :)

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    1. Hallo :)

      es freut mich, dass dir meine Rezension gefällt! Ja es stimmt schon, das Ende ist etwas seltsam. Aber es passt zum Buch. Ich fand den Satz irgendwie sehr schön, daher wollte ich ihn unbedingt aufnehmen. Und gleichzeitig spoilert er nichts, obwohl er der letzte Satz ist.

      Ich wäre jedenfalls gespannt zu hören, was du über das Buch zu sagen hast :)

      Liebe Grüße, KQ

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