Mittwoch, 30. Juli 2014

Rezension ~ Das wirst du bereuen von Amanda Maciel

Hallo Leuten,
vor einiger Zeit erreichte mich ein Buch über BLOGG DEIN BUCH, was mich thematisch sehr interessiert hat. Ich war wirklich froh, dass mein Blog ausgelost wurde und ich das Buch nun lesen durfte. Natürlich habe ich es jetzt so schnell wie es geht gelesen (wenn man das mit dem Lesetempo vergleicht, das ich seit sieben Monaten an den Tag lege... -.-), damit ich es rezensieren kann (ich mag es nämlich nicht, REs so lange aufzuschieben, dann liegen die mir ständig im Nacken und setzen mich unter Druck, was vermutlich auch ein Grund ist, weswegen ich so selten REs lese...).

Keiner versteht, dass Emma, als sie den letzten Schritt tat, uns alle mit sich gezogen hat.
(Amanda Maciel // Das wirst du bereuen (Boje/Bastei Lübbe) // S. 157)

Inhalt

Emma ist tot. Emma hat sich selbst das Leben genommen. Aber Emma war auch eine Schlampe und hat es nicht besser verdient. So sehen das zumindest Sara und ihre beste Freundin Brielle. Keiner konnte Emma leiden, alle haben sich über sie lustig gemacht. Und nun ist sie tot. Doch dann erscheinen Übertragungswagen und Fernsehteams vor Saras und Brielles Häusern und die beiden müssen sich wegen Mobbing, Stalking und körperlichen Angriffen vor Gericht verantworten. Denn die beiden sollen Schuld sein, dass Emma sich das Leben nahm. Sara sieht nicht, warum man ihr das vorwirft. Schließlich hat sie Emma nicht selbst umgebracht. Das war ihre alleinige Entscheidung. Und sie kann auch nichts dafür, dass Emma eine Schlampe war. Solchen Leuten muss man einfach mal einen Denkzettel verpassen. Wer hätte denn damit gerechnet, dass Emma das nicht verkraftet...

Meine Meinung

Dieses Buch hat mich wirklich interessiert, da die Thematik des Mobbings mich persönlich auch betrifft. Vor allem wollte ich gerne mal ein Buch lesen, in dem die Protagonistin nicht die Gemobbte, sondern die Mobberin ist. Ich finde es einfach faszinierend, eine Geschichte aus dieser Perspektive zu erleben, die Hintergründe für solch ein Handeln zu erfahren und in den Kopf so einer Person zu blicken.

Die Geschichte ist in zwei Zeitzonen unterteilt. Einmal gibt es die Zeit nach dem Selbstmord, vor der Verhandlung und die Zeit vor dem Selbstmord. Die Kapitel sind in Monate unterteilt. So geht es einmal von Juli an bis November, die Zeit, in der Sara bei der Anwältin sitzt, zur Therapeutin geht und von ihren Mitmenschen verachtet wird, und dann geht es noch von Januar bis März, die Zeit, in der Sara und Brielle das Leben von Emma zur Hölle gemacht haben, bis sie es schließlich aus Verzweiflung beendete. Dabei fällt auf, dass beide Zeitebenen aus der Sicht von Sara im Präsens geschrieben sind. Man erfährt also nur von Saras Gedanken und Meinungen.

Sara als Protagonistin hat mich ziemlich im Zwiespalt zurückgelassen. Sie ist eigentlich ein ziemlich schüchternes Mädchen, das gerade seine erste Beziehung führt. Sie ist mit Dylan zusammen, einem der angesagtesten Jungen aus der Schule, und irgendwie kann sie das immer noch nicht ganz fassen. Sehr schnell merkt man, dass Sara unheimlich von Brielle abhängig ist. Brielle ist cool, total hübsch und das beliebteste Mädchen. Sie hat das Sagen und weiß jeden um den Finger zu wickeln. Bei den Schilderungen von Sara wird deutlich, dass sie ohne Brielle anders wäre. Nicht so beliebt, nicht mit Dylan zusammen und vor allem wäre sie nicht so gemein. Es könnte gut sein, dass Sara auch ohne Brielle Emma nicht gemocht hätte, aber sie hätte sie in Ruhe gelassen und wäre ihr aus dem Weg gegangen. Doch zusammen mit Brielle ist Sara eine explosive Mischung, die nicht aufgehalten werden kann. Brielle ist also ganz klar der schlechte Einfluss, der Drahtzieher hinter dem Ganzen. Sie hat Sara sogar so weit manipuliert, dass sie das ganze Buch über nicht einsieht, irgendetwas Schlimmes getan zu haben. Bei ihren Gesprächen mit der Anwältin und der Therapeutin, aber auch mit ihrer Mutter, mit Dylan oder mit Carmichael, den sie während der Sommerschule kennen lernt, verteidigt sie ihr Verhalten vehement. Ein ganz übliches Verhalten von Kindern und Jugendlichen, wenn man weiß, dass man etwas Falsches gemacht, einen Fehler begangen hat, trotzdem versucht, diesen Vorfall durch ein Ja, aber... zu relativieren. Ja, wir haben Emma fertig gemacht, aber sie war auch eine Schlampe, die den Mädchen die Freunde ausgespannt und mit allen geschlafen hat. Ja, wir haben Emma gemobbt, aber das haben alle anderen auch getan. Ja, wir haben uns über Emma lustig gemacht, aber sie hat es auch nicht anders verdient. Ein typischer Fall von Rechtfertigung und Verdrängung. Außerdem muss sie jetzt die bittere Erfahrung machen, wie es selbst ist, auf der falschen Seite der vorgehaltenen Hand zu stecken und Mobbing über sich ergehen zu lassen.
Jetzt sitze ich an dieser Schule fest, die immer noch trauert, in einer Welt voller Menschen, die mir den Tod dieses Mädchens in die Schuhe schieben. Sie verhalten sich, als würden sie auch mich am liebsten tot sehen. So, als sollte ich mich auch umbringen, weil Emma es getan hat. Und niemand scheint auch nur zu merken, dass das alles völlig absurd ist.
(Amanda Maciel // Das wirst du bereuen (Boje/Bastei Lübbe) // S. 151)  
Aus der Sicht von Sara erlebt man die Gemeinheiten, die sie und Brielle Emma antun, um sie fertig zu machen. Beim Lesen wurde mir manchmal echt anders, denn Brielle und Sara treiben einige sehr böse und perfide Spielchen. Schnell verselbstständigt sich das Mobbing und Emma wird von allen Seiten angefeindet. Selbst diejenigen, die nach vorne hin nett tun, machen sich hinter ihrem Rücken über sie lustig. Doch schnell wird klar, dass Sara sich immer wieder schlecht dabei fühlt, gleichzeitig sie dieses neue Gefühl von Macht fasziniert und sie sich von Brielle mitreißen lässt. Dabei ist der Grund für all das Mobbing völlig lapidar. Eine Mischung aus Eifersucht und Neid und Saras Angst, Dylan zu verlieren. Was mich an Sara gestört hat, war ihre Wankelmütigkeit. In einem Moment will sie Emma total fertig machen, im nächsten hat sie ein schlechtes Gewissen und will aufhören, dann macht sie mit Brielle aber wieder etwas neues, um Emmas Leben zur Hölle zu machen. 

Außerdem hat es mich manchmal richtig genervt, wie sehr sie sich von ihrer besten Freundin manipulieren lässt, obwohl eigentlich jeder merkt, dass Brielle Sara nicht gut tut. Brielle ist eigentlich der Hauptaufreger im Buch. Der Frau wäre ich nur zu gerne mal an die Kehle gesprungen. Und wie die redet! Grundsätzlich hat mir der Schreibstil der Autorin gut gefallen, manchmal hat er mich sehr berührt und traurig gestimmt, aber dann rutschte sie so gezwungenermaßen in den Jugendslang ab und vor allem Brielle hält sich damit nicht zurück. Bitch, Schlampe, Schnalle, Nutte und dergleichen sind nur wenige der Worte, die sie verwendet. Aber nicht nur gegen Emma, auch Sara nennt sie manchmal Bitch. Und allgemein ist sie nicht wirklich nett zu Sara. Zudem dreht es sich immer nur um Jungs, Sex, Partys, Klamotten, Saufen und Emma. Ich kann mit so etwas einfach überhaupt nichts anfangen. Brielle war mir so unglaublich unsympathisch und ihr fehlte einfach Tiefe. Zwischendurch wurde versucht, ihr ein bisschen Tragik anzudichten, wirklich überzeugt hat mich das allerdings nicht, da im späteren Verlauf dann auch nicht mehr weiter drauf eingegangen wurde. Dass Sara mit ihr befreundet ist und so zu ihr aufblickt konnte ich keinen Moment verstehen. Durch die Entwicklung der Vorkommnisse dürfen Brielle und Sara nicht mehr miteinander reden (wegen der laufenden Ermittlungen und der bevorstehenden Verhandlung) und auch sonst verlieren sie sich immer mehr aus den Augen.
Es ist, als würde man eine andere Sprache sprechen, und der einzige Mensch, der sie ebenfalls beherrscht, ist nicht mehr da.
(Amanda Maciel // Das wirst du bereuen (Boje/Bastei Lübbe) // S. 128) 
Auch die anderen Charaktere können nicht die nötige Tiefe aufweisen. Es wird zwar immer wieder versucht, den einzelnen Figuren eine Geschichte zu geben, aber auf nichts wird wirklich eingegangen. Viele Probleme werden angeschnitten, die Sara direkt und indirekt betreffen, aber alles verläuft sich im Sande. So lernt sie während der Sommerschule Carmichael kennen, der auch irgendwie seine Probleme hat, aber man erfährt nichts Genaueres. Oder Saras Eltern, die geschieden sind und ein sehr schlechtes Verhältnis zueinander haben. Und dann gibt es noch Saras kleine Brüder, um die sie sich kümmern muss, die unter der Scheidung der Eltern und Saras bevorstehendem Prozess zu leiden haben. Natürlich dreht sich im Grunde alles um Sara, aber dennoch hätte ich lieber mehr davon gelesen als von irgendwelchen Partys, die aus dem Ruder laufen. Enttäuschend fand ich dann am meisten aber jedoch das Ende. Alles arbeitet auf diese Verhandlung hin und diese ist dann in wenigen Seiten abgehakt. Und bis zum Schluss erfährt man nichts von Emma. Es gibt Gerüchte, die in der Schule umgingen, aber sie bleibt das ganze Buch über blass und verteidigt sich so gut wie nie, wenn sie von Brielle und Sara angegriffen wurde. Dass Sara Emma nicht leiden konnte, konnte ich teilweise auch verstehen, denn Emma hat sich manchmal nicht unschuldig benommen. Wobei es Saras und Brielles Verhalten in keiner Weise entschuldigt. Trotzdem war sie für mich nicht das typische Opfer. Saras Reue kommt spät und überzeugt mich nicht. Bis gefühlte fünf Seiten vor Schluss behauptet sie eisern, unschuldig zu sein, und dann auf einmal zergeht sie vor Schuldgefühlen und Reue. Wo kommt die her? Wie ist das passiert? Ich konnte es irgendwie nicht nachvollziehen. 

Fazit

Die Idee, Mobbing aus der Sicht des Mobbers zu erleben, hat mir gut gefallen und wurde stellenweise auch wirklich gut von der Autorin umgesetzt. Dennoch schafft sie es nicht, den Charakteren die nötige Tiefe zu geben und Sara bleibt das ganze Buch über sehr zwiespältig, sodass ich sie einerseits mochte und Mitleid mit ihr hatte, andererseits ich sie naiv und böse fand und ihr keinen Respekt entgegenbringen konnte. Doch die Schilderung, wie anfängliche Abneigung einer Mitschülerin gegenüber zu Hass und perfidem Mobbing ausarten kann - mit tödlichen Folgen - hat mir gut gefallen. Ich vergebe dem Buch abschließend


Infos
Autorin: AMANDA MACIEL
Titel: Das wirst du bereuen
OT: Tease
Reihe: /
Verlag: BOJE (BASTEI LÜBBE), gebunden mit Schutzumschlag
Seiten: 297
Preis: 14,99€

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Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an
und

3 Kommentare:

  1. Hm... wirkt ein wenig so, als wäre die Grundidee echt toll, aber die Umsetzung an vielen Stellen ausbaufähig. Und wenn dann noch dieser nervige Jugendslang dazukommt, gibt das ja eine wirklich äh... interessante Mischung. Vielen Dank aber für die detaillierte Kritik, warum du das Buch nicht ganz so gut gefunden hast.

    Ich glaube, das Buch kann ich mit gutem Gewissen von der Liste streichen, wobei ich die Aufmachung so von den Bildern her doch ganz schick finde :)

    Liebe Grüße,
    Lyrica

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  2. Vielen lieben Dank Kaugummiqueen für deine ausführliche und nachvollziehbare Rezension! Ich kann für meinen Teil sagen, dass es mir nun vollkommen reicht deine Rezension gelesen zu haben und brauche mir das Buch nicht weiter anschauen. Ich denke, ich würde mich da nur viel zu viel aufregen. Ich lese Bücher um der Unterhaltung willen und ich glaube das Thema in der Aufbereitung würde dazu nicht sonderlich beitragen.

    Liebe Grüße,
    Tina

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  3. Eine tolle ausführliche Rezension. Das Buch klingt eigentlich sehr interessant, aber nach der Rezension bin ich mir nicht so sicher, ob ich es wirklich lesen will. Bei mir muss das Ende einfach passen und auch die Nebencharaktere müssen näher "beschrieben" werden, was hier bei diesem Buch ja nicht der Fall ist. Schade.
    LG Elsa.

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