Donnerstag, 9. August 2012

Rezension ~ Ready Player One von Ernest Cline

Hallo Leute,
nachdem ich ein bisschen für das Buch gebraucht habe, ist es nun endlich durchgelesen: Ready Player One von Ernest Cline. Ich habe wirklich lange für das Buch gebraucht - acht Tage, um genau zu sein (wobei es auch den ein oder anderen Tag gab, an dem ich gar nicht gelesen habe). Problem bei dem Buch war nicht, dass es schlecht war oder so (war es nämlich nicht), sondern dass die Seiten voll bedruckt waren und der Zeilenabstand sehr gering und die Schrift sehr klein war. Während ich normalerweise auf dem Weg zur Arbeit oder zur Uni (25 Minuten Bahnfahrt) 20-30 Seiten schaffe, habe ich hier auf der Strecke immer nur zehn Seiten geschafft. Das war schon bitter. 
Nunja, ich lese das Buch im Rahmen der "LET'S READ IT IN ENGLISH"-Challenge von BOOKS&SENSES. Mein Stand ist nun 3/10.

Inhalt

Wade Watts lebt in Nordamerika im Jahre 2044. Doch Nordamerika und auch der Rest der Welt ist kein schöner Platz mehr zum Leben. Die Spanne zwischen arm und reich ist noch viel größer als zuvor und überall herrscht Hunger und Verwahrlosung. Zudem befindet sich die Erde in einer "Globalen Energiekrise", da die Erderwärmung weiter vorangeschritten und die Polarkappen geschmolzen sind. Einzige Flucht in eine angenehme Welt bietet OASIS. Hierbei handelt es sich um eine simulierte Cyberwelt, in der sich die Menschen mit eigenen Avataren eine neue Identität schaffen. In OASIS ist alles möglich und hier ist das Leben schön. Als Wade etwa 13 Jahre alt ist, stirbt der Erfinder des OASIS, John Halliday, ein großer Fan der 1980er Jahre. Er gilt als einer der reichsten Männer der Welt und hat keinen Erben, dem er sein unvorstellbares Vermögen hinterlassen könnte. Daher entwickelte er kurz vor seinem Tod einen Contest, bei dem man ein sogenanntes Easter Egg finden muss. Derjenige, der als erstes alle drei versteckten Schlüssel und damit das Easter Egg findet, soll Hallidays Erbe sein. So wie die meisten anderen Nutzer des OASIS widmet sich auch Wade der Suche nach dem Easter Egg, doch selbst fünf Jahre nach Hallidays Tod hat noch niemand den ersten Schlüssel gefunden. Und da Wade, Vollwaise und ziemlich arm, sich keine Skills in OASIS leisten kann, dümpelt sein Avatar immer noch auf Level Drei herum. Doch durch einen Zufall findet Wade plötzlich, nach fünf Jahren, den ersten Schlüssel und auf einmal ist sein Avatar der bekannteste in ganz OASIS und eine neue Jagd nach den Schlüsseln und dem Easter Egg beginnt, die bald nicht nur das Leben von Wades Avatar Parzival gefährdet, sondern auch Wades richtiges Leben, dem er so sehr zu entfliehen versucht.

Meine Meinung

Auf dieses Buch bin ich durch eine "Rezension" auf einem anderen Blog aufmerksam geworden (ich weiß leider nicht mehr, welcher Blog das war), wobei man es nicht wirklich Rezension nennen kann, denn die Bloggerin brach das Buch ab, weil sie damit überhaupt nichts anfangen konnte. Ich jedoch fand, dass der Klappentext extrem interessant klang und außerdem war es mal was Neues in Sachen Dystopie: Ein männlicher (!!!) Protagonist, es ist keine Regierung, die den Hauptgegner darstellt und es spielt sich alles in einer Cyberwelt ab, was mal ein sehr interessantes Setting ist. Das Cover von der Ausgabe, die ich besitze, finde ich grundsätzlich sehr gut, weil es genau zeigt, wie die arme Bevölkerung in Nordamerika leben muss: in Wohnwagentürmen. Zudem wirkt der braune Hintergrund auch nicht sehr positiv. Dennoch denke ich, dass das deutsche Cover besser gelungen ist, da es sofort zeigt, worum es in dem Buch eigentlich geht. Zudem finde ich den schwarzen Hintergrund etwas angenehmer und auch die Anspielung auf Pac-Man ist gegeben, denn dieses Game spielt auch noch eine Rolle in den Buch. Der Mensch, der ebenfalls auf dem Cover abgebildet ist verdeutlicht auch das Hauptproblem des Buches: Gefangen in einer Cyberwelt.

Wade Watts ist ein erfrischend anderer Hauptcharakter als man ihn sonst so in Büchern findet. Er ist pummelig, picklig, unbeliebt und ein totaler Nerd. Jede freie Minute verbringt er in OASIS und dort geht er auch zur Schule. Sein bester Freund ist Aech (ausgesprochen wie das englische "H") und auch wenn die beiden sich noch nie in der wirklichen Welt gesehen haben, hängen sie in OASIS viel zusammen rum. Aechs Avatar ist weiter fortgeschritten als Wades Avatar Parzival und auch er sucht nach den Schlüsseln, um das Easter Egg zu finden. Wenn beide sich unterhalten, könnte das für den Leser anfangs etwas ungewohnt sein, denn beide benutzen viel Jugendslang und zudem auch einige spanische Bezeichnungen. Nebenbei beleidigen sie sich gerne spaßeshalber mit einigen äußerst derben Ausdrücken. Dies hat mich persönlich nicht so sehr gestört (ehrlich gesagt haben mich die beiden ein bisschen an mich und meine beste Freundin erinnert :D), aber ich könnte mir vorstellen, dass einige Leser dadurch irritiert sind. Zudem waren die ersten 50 Seiten des Buches äußerst langwierig und haben einfach nur viel erklärt und ich war wirklich am zweifeln, ob ich das Buch jemals fertig lesen würde. 

Zu Beginn werden die Umstände für den Contest und Wades Lebenssituation erläutert, alles ist aus der Sicht des achtzehnjährigen Protagonisten geschrieben. Er hat ein umfassendes Wissen über alle möglichen Filme, Songs und Computer- oder Konsolenspiele der 1970er und 1980er Jahre. Daran erkennt man, dass der Autor gut recherchiert hat und viele Spiele/Filme/Songs, die in dem Buch genannt werden, kennt man als Leser selber, andere sind einem wiederum völlig neu und unbekannt. Nachdem die ersten 50 Seiten jedoch überwunden sind, fängt die Story an, spannend zu werden. Denn Wade, bzw. Parzival, findet des ersten Schlüssel und ist somit von allen Easter Egg-Jägern am nächsten am Ziel. Eine spannende Reise durch die Welt der digitalen 1980er Jahren beginnt und Wade lernt viele interessante Charaktere kennen, die meiner Meinung nach fast alle sehr schön ausgebaut und geformt sind. Grundsätzlich sind sie nicht flach und sie bleiben ihren Überzeugungen treu. 

Nachdem der erste Schlüssel gefunden wurde, nimmt die Handlung rasant an Fahrt auf und ein Ereignis folgt dem anderen. Und schließlich gerät auch Wades Leben in Gefahr und mehr mit Glück als mit Verstand überlebt er ein Attentat auf sein Leben. Denn obwohl garantiert wird, dass wahre Identitäten über OASIS niemals in Erfahrung gebracht werden können, kommt eine mächtige Organisation (IOI) hinter den Menschen, der Parzival steuert und droht Wade, ihn zu töten, wenn er nicht sagt, wie er den ersten Schlüssel gefunden hat. Dieses Buch ist die Erzählung eines klassischen Adventures. Wade muss Gegenstände finden und Rätsel lösen, 372 Seiten lang wird das Easter Egg gesucht und gejagt und nebenbei taucht der Protagonist im echten Leben unter, weil IOI ihn sucht und umbringen will. Aufgewertet wird dieses Buch damit, dass immer wieder Kritik an unsere Zeit im Buch zu finden ist: Die Flucht aus der Realität in die virtuelle Welt, die schon heute stattfindet. Das Augenverschließen vor der nahenden Katastrophe, dass die Erde den Bach runter geht, dass die Polarkappen geschmolzen sind und die Erdöle verbraucht. Aber auch die Internetzensur und der gewaltige Kommerz wird durch IOI verdeutlicht. Ebenso wird die Herrschaft der Konzerne und Mogule heftig kritisiert. So kann IOI beispielsweise verschuldete Kunden als Zwangsarbeiter einziehen, bis sie ihre Schulden abgezahlt haben, was aber meist in lebenslanger Sklavenarbeit endet.

Und eine der wichtigsten Fragen in dem Roman über virtuelle Realität: Ist es möglich, sich in jemanden zu verlieben, den man nie zuvor gesehen hat und den man nur über das Internet kennt? Und kann man seinen Cyberfreunden vertrauen, dass sie ehrlich gegenüber einem sind?

Der Schreibstil von dem Autor ist sehr flüssig und lässt sich gut lesen, das Englisch ist nicht sehr schwer. Dennoch kommen viele Computerfachbegriffe in dem Buch vor und das könnte für einige Leser ein Problem sein.

Fazit

Ready Player One ist ein sehr spannendes und interessantes Buch und etwas relativ Seltenes und Neues auf dem Markt der Dystopien. Wer ein großes Interesse an alten Computerspielen und Filmen aus den 1980er Jahren hat, der wird hier eine Menge finden und glücklich sein. Für alle anderen, die mit Computern kaum mehr machen als ins Internet zu gehen, die nie oder kaum Computerspiele spielen, wird dieses Buch wohl eher nichts sein, da sie sicherlich Probleme haben werden, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren. Da ich selber gerne mal zocke und auch einige der Spiele und Filme kenne, die in dem Buch erwähnt werden, konnte ich einiges damit anfangen. Dennoch muss man kein Computerspieler sein, um alles zu verstehen, denn Ernest Cline beschreibt alles sehr detailliert und genau. Ich denke einfach, dass das Themenfeld für nicht-Computerspieler möglicherweise uninteressant ist. Dennoch findet man hier auch übliche und berechtigte Gesellschaftskritik und die Warnung davor, sein Leben im Netz zu verbringen. Insgesamt fand ich das Buch sehr gut und vergebe daher abschließend:




Sonstige Infos
Autor: ERNEST CLINE
Titel: Ready Player One
Dt. Titel: Ready Player One
Reihe: /
Verlag: Random House UK
Seiten: 372
Preis: 7,99€

5 Kommentare:

  1. Das hört sich an, wie eine moderne Version von Roald Dahls "Charlie and the Chocolate Factory"! =P

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    1. Hey,
      das stimmt wirklich, aber darauf wird ja auch schon auf dem englischen Cover angespielt "Willy Wonka meets The Matrix". Es ist jedenfalls ein gutes Buch, auch mit den Parallelen :)
      Grüße, KQ

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  2. Ich fand das Buch von den Ideen der Games her und auch von dem, wie Spiel und Realität miteinander verschwimmen sehr gut dargestellt. Auch was die Internetnutung und das Suchtpotenzial angeht ;)
    Ich weiß aber, dass ich es ziemlich langatmig und sehr anstrengend fand zu lesen, weil (ist schon ne Ecke her, dass ichs gelesen habe) es irgendwie nur darum ging, diesen Gamemaster in seinem Leben darzustellen. Da ich mit vielen zeitlichen Anspielungen gar nichts anfangen konnte, weil ich da noch nicht gelebt habe, zog sich das etwas in die Länge. Und ich hab auch nicht den Sinn verstanden, diesen fiktiven Gamemaster so detailliert in seinem Lebensverlauf zu beschreiben. Oder war das eine Anspielung auf jemand Realen?
    Aber die Ingame-Ideen waren genial. Gerade auch wegen dieser dystopischen Technologie. Das war richtig gut.
    Ich glaub so gut wie du fand ich es nicht, eben wegen der Längen, aber von den Ideen her war es toll. Auch gerade wegen der Fragen, die du am Ende der Rezension aufgeworfen hast. Sehr coole und gute Rezi nebenbei gesagt!
    LG,
    Lyrica

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    1. Hallo Lyrica :D
      Die Hauptaussage des Buches fand ich auch sehr deutlich und gut umgesetzt, man konnte immer den roten Faden erkennen und wurde zum Nachdenken angeregt.
      Ja, den Anfang fand ich auch sehr schleppend und langwierig, die ersten 50 Seiten waren nur Information-Dumping und zogen sich ungemein hin. Ob es eine Anspielung auf eine reale Person war? Ja das habe ich mich zwischendurch auch gefragt. Vielleicht meinte der Autor Steve Jobs? Keine Ahnung. Die Informationen zu dem Leben des Gamemasters waren zwar nicht uninteressant, aber man hätte auch drauf verzichten können^^
      Ich fand die Ingame-Szenen auch super, die konnten mich dann richtig fesseln. Aber auch die Szenen außerhalb von OASIS, in denen Wade gegen IOI kämpft, haben mir gut gefallen.
      Die Längen zu Beginn sind auf jeden Fall ein Problem und haben sicherlich bei dem ein oder anderem für eine schlechtere Bewertung gesorgt.
      Danke, freut mich, dass sie dir gefallen hat :)
      Liebe Grüße, KQ

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    2. Ich fand vor allem cool, dass der PC gesagt hat: halt, Stopp! Beweg mal deinen Hintern, dann kannst du dich wieder setzen und im Spiel rumblödeln. Das bräuchte man jetzt schon teilweise...^^
      Steve Jobs... ja, keine schlechte Vermutung. Was so die Hingabe zur Technologie angeht, könnte das schon sein. Aber ich weiß nicht. Es war schon nett, aber...unnötig :/
      Ich fand auch die Beschreibung von Wades Lebenssituation recht gut beschrieben. Wie du auch meintest, mit dem Wohnwagenpark.
      Ohja, ich hab das Buch nicht ganz so gut bewertet, weil eben der Einstieg echt nur was für Leute war, die dran bleiben.
      LG,
      Lyrica

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