Hallo Leute,
vor einigen Tagen erreichte mich völlig überraschend und unerwartet das neue Buch von einem meiner Lieblingsautoren. Thomas Finns Schwarze Tränen habe ich heiß und innig erwartet, seit ich vor etwa einem dreiviertel Jahr erfuhr, dass es im März 2014 erscheinen sollte. Ihr könnt euch gar nicht meine Freude vorstellen, als ich das Buch aus dem Paket auspackte. Natürlich war für mich klar, dass ich es sofort lesen musste. Leider habe ich ein paar Tage länger dafür gebraucht, aber jetzt bin ich endlich damit fertig.
"Glück ist für euch gleichbedeutend mit Besitz; Freude gleichbedeutend mit dem Leid anderer. Und jeden Tag lasst ihr es aufs Neue zu, dass die Finsternis eure Herzen vergiftet."
(Thomas Finn // Schwarze Tränen (Knaur) // S. 524)
Inhalt
Als der Trickbetrüger und erfolglose Straßenkünstler Lukas Faust seiner diebischen Exfreundin nach Staufen hinterher reist, um von ihr sein gestohlenes Geld zurückzuholen, hätte er nie damit gerechnet, was ihn im Faustzimmer im "Gasthaus zum Löwen" erwartet. Niemand anderes als Mephisto, der Teufel persönlich, taucht in Pudelgestalt auf und eröffnet Lukas, dass der berühmte Doktor Faust, der gleichzeitig ein Vorfahre von Lukas ist, versucht, aus der Hölle zu entkommen. Doch nicht nur der gefährliche Schwarzmagier, der zu Lebzeiten dem Teufel einen Eid geschworen hat, begehrt gegen seinen Pakt auf, sondern auch andere Zauberer und Paktierer versuchen, ihre Eide und Schwüre zu umgehen. Denn in der Hölle ist ein Machtkampf ausgebrochen und Mephisto muss um seine Herrschaft bangen. Schlimmer noch: der Welt droht die Apokalypse. Und ausgerechnet Lukas Faust soll der Einzige sein, der seinen Urahnen daran hindern und das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle wieder herstellen kann.
Meine Meinung
Ich war unheimlich gespannt auf das neueste Buch von Thomas Finn, habe ich doch fast alle Bücher aus seiner Feder bisher begeistert verschlungen. Allein schon von der Thematik von Schwarze Tränen war ich schwer angetan. Ein junger Mann, der dem Teufel helfen muss, einen Machtkampf innerhalb der Hölle zu beenden und gleichzeitig lernt, dass es Himmel, Hölle, Hexen, Dämonen und Engel wirklich gibt - das kann ja nur gut werden!
Als erstes fällt wirklich ganz schnell auf, dass es sich hierbei, wider Erwarten, nicht um ein Jugendbuch handelt. Bisher habe ich vom Autor eigentlich nur Jugendbücher gelesen, wobei man auch sagen kann, dass die Reihe Die Chroniken der Nebelkriege sogar für Kinder geeignet ist. Doch auf Schwarze Tränen trifft das in keinster Weise zu. Man kann das Buch, den Schreibstil und die Thematik nicht anders beschreiben als derb. Sehr derb. Hier gibt es Fäkalsprache, Sex-Witze, Blut, Gewalt und ja, auch Titten. Um es mal salopp auszudrücken. Ich war ein bisschen überrascht und zu Beginn auch überrumpelt, da ich nie damit gerechnet hätte, aber gestört hat mich es nicht. Es passt einfach zum Buch. Thomas Finn beschönigt nichts und nennt das Kind beim Namen. Ich könnte mir vorstellen, dass manche Leser die teilweise doch sehr harte und derbe Wortwahl nicht mögen werden. Daher richtet sich das Buch definitiv an ältere Leser. Sicherlich können auch Jugendliche das Buch ohne Schaden lesen, aber für 14-16jährige ist es eigentlich nicht gedacht.
Allein schon, weil der Protagonist mit 26 Jahren weit über dem Durchschnitt liegt. Lukas Faust mochte ich sehr gerne. Er ist ein richtiger Anti-Held, der im Leben viel falsch gemacht hat, rumlügt und betrügt und jeden Menschen verletzt, dem er etwas bedeutet. Alles fängt er an, aber er bringt nichts zu Ende und auch wenn er sich zwischendurch dafür schämt, steck er trotzdem in dem Trott fest und kann nicht daraus ausbrechen. In mancherlei Hinsicht hat er mich ein wenig an mich erinnert: macht immer wieder die gleichen Fehler und weiß es eigentlich besser, aber dennoch ändert er nichts. Für mich war Lukas dadurch sehr zugänglich und sorgte dafür, dass ich ihn trotz seiner Charakterschwächen wirklich mochte. Er war menschlicher als die meisten Protagonisten, die einem sonst in Büchern über den Weg laufen. Aber nicht nur Lukas war ein gelungener Charakter, sondern auch die anderen Figuren hatten ihren Charme und kamen sehr gut bei mir an. Allen voran natürlich Mephisto in seiner Pudelgestalt. Es dauert ein bisschen, ehe man erfährt, warum er ausgerechnet als Pudel daher kommt, aber bis dahin sorgt er eindeutig für die meisten Lacher (allgemein überzeugte mich das Buch durch seinen gelungenen schäbigen und schwarzen Humor). Ihn kann man als durch und durch verdorben beschreiben, so, wie man sich den Teufel eben auch vorstellt. Er ist grob, macht Witze auf Kosten anderer, gibt anzügliche Sprüche von sich und lügt und betrügt, bis sich die Balken biegen. Man kann nie sicher sein, ob er Lukas auch die Wahrheit erzählt, obwohl klar ist, dass beide, Mephisto und Lukas, voneinander abhängig und aufeinander angewiesen sind. Auf seinem Abenteuer wird Lukas noch von dem Geomant Abraham von Worms und der Hexe Millepertia unterstützt. Abraham erfüllt die Rolle des weisen Lehrmeisters, der Lukas immer wieder wichtige Informationen gibt und trotz seiner recht groben und schofeligen Art schließt man auch ihn schnell ins Herz. Besonders wichtig ist die Rolle der Hexe Millepertia. Anfangs kühl und distanziert wird bald deutlich, dass sie ein großes Geheimnis umgibt. Ihre Fähigkeit, sich in ein Pflanzenwesen zu verwandeln, fand ich sehr faszinierend. Besonders, dass sie sich dafür in die Hand beißen oder stechen musste.
Thomas Finn bedient sich in seinem Buch verschiedensten deutschen Sagen und Ammenmärchen, die er, in meinen Augen zumindest, ziemlich logisch und geschickt miteinander verknüpft. In einer anderen, sehr vernichtenden Rezension zu Schwarze Tränen habe ich gelesen, dass man mit dem Buch gar nichts anfangen kann, wenn man die Sagen nicht kennt - der Sinn des Buches würde sich dann einem nicht erschließen. Dem kann ich nicht zustimmen. Ich kannte zwar schon die ein oder andere Sage oder Geschichte, auf die angespielt wurde, aber auch mir war einiges unbekannt und dennoch wurden alle wichtigen Informationen so gebündelt wiedergegeben, sodass auch Unwissende den Zusammenhang nachvollziehen und etwas mit den Sagen anfangen konnten. Dadurch gibt es in dem Buch zwar eine Menge Informations-Dumping, dies ist aber nie langweilig oder zu viel auf einmal. So kommen schon mal ein paar Seiten Dialog vor, gleichzeitig überwiegt aber die spannende, rasante und actiongeladene Handlung. Und dabei greift Thomas Finn teilweise in düsterste Gruselkabinette. Manche Dinge, die Lukas und seine Verbündeten erleben, sind wirklich ekelhaft und könnten aus den schlimmsten Horrorfilmen entsprungen sein. Für zartbesaitete Leser ist das dann teilweise durchaus nichts.
Auch wenn ich das Buch wirklich sehr mochte und auf jeden Fall empfehlen kann, so gibt es von meiner Seite auch einen Kritikpunkt, weswegen ich Schwarze Tränen nicht die volle Punktzahl geben kann: Die Probleme und Schwierigkeiten, vor die Lukas und seine Verbündete gestellt werden, werden in meinen Augen zu schnell gelöst. Im ersten Moment sind sie unüberwindbar, im nächsten hat meistens Lukas einen Geistesblitz und - zack - schon ist das Problem Geschichte. Ich hätte es vielleicht besser gefunden, wenn es ein oder zwei Hindernisse weniger gegeben hätte, aber Lukas dafür an anderer Stelle nicht so leicht durchgekommen wäre. Und ich muss gestehen, dass ich gerne im späteren Verlauf nochmal eine Anspielung auf den Prolog gehabt hätte, was nicht der Fall war. Dafür gibt es eine Menge Überraschungen und Twists, die das Buch zu einem echten Pageturner machen. Besonders das Ende ist nochmal sehr spannend und man erlebt die Hölle im wahrsten Sinne des Wortes. Die letzten siebzig Seiten fand ich dann nochmal besonders fesselnd und ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Da gab es für mich auf jeden Fall noch einige Wendungen und Aha-Momente. Schwarze Tränen ist zwar ein Einzelband und das Ende abgeschlossen, doch der Epilog ist so geschrieben, als wolle sich Thomas Finn alle Möglichkeiten und Eventualitäten offen halten, irgendwann mal vielleicht einen weiteren Band zu schreiben. Ich hätte jedenfalls nichts dagegen!
Fazit
Mit Schwarze Tränen ist Thomas Finn ein spannender, gut durchdachter, mythischer und blutiger Modern Fantasy-Roman für Erwachsene gelungen. Die Anspielungen auf die deutsche Sagenwelt hat mir sehr gut gefallen, ebenso wie die Charaktere, die Handlung, der Humor und die Umsetzung. Ich könnte in die Rezension noch viel mehr schreiben, aber dann würde ich wahrscheinlich zu viel verraten. Wieder mal konnte Thomas Finn mir beweisen, was für ein grandioser Autor er ist, der mit viel Herzblut für seine Bücher recherchiert und den Leser ungemein fesselt. Ich vergebe, mit starker Tendenz nach oben und nur kleinen Abzügen
Sonstige Infos
Autor: THOMAS FINN
Titel: Schwarze Tränen
Reihe: /
Verlag: Droemer-Knaur, KlappbroschurSeiten: 541
Preis: 14,99€
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an
Das klingt doch mal richtig gut. Interessant und spannend... :)
AntwortenLöschenIch danke dir für diese Rezension.. Ich bin grad auf der Suche nach neuen Büchern für meine "Liste" :D Und dieses hier wird nun auch drauf landen.
Hab eine schöne Woche!
Love and Nonsense
http://foxface-dreams.blogspot.de/
Hallo Foxface,
Löschendanke, es freut mich, dass meine Rezension Lust auf mehr macht :) Ich kann das Buch jedenfalls wärmstens empfehlen, mich hat es sehr gut unterhalten!
Vielen Dank, die wünsche ich dir auch :)
Liebe Grüße, KQ
Hui. Das Buch ist für mich voller Widersprüche. Also in Bezug darauf, ob ich es mal lesen möchte :D auf der einen Seite finde ich es sehr interessant, verschiedene Sagen und deutsche Klassiker in einen eigenen Kontext zu bringen, aber irgendwie klingt das auch sehr abgefahren. Ich denke schon, dass man das sicherlich ohne Vorkenntnisse verstehen wird, aber es wäre sicherlich schon besser, wenn man ein wenig was darüber weiß, oder? (Ich hab zB nie Faust gelesen... Schande über mich >.<).
AntwortenLöschenIch müsste mal in der Leseprobe nachgucken, ob das rein stiltechnisch was für mich, denn ich bin ja nicht so der Fan von derben Ausdrücken. Aber wenn es inhaltlich wiederum passt, kann das ganz cool sein.
Danke auf jeden Fall für die ausführliche und aufschlussreiche Rezi! :)
Liebe Grüße,
Lyrica
Hallo Lyrica,
Löschenich kann verstehen, dass dieses Buch nicht jedem gefallen wird und dass man es sich vielleicht lieber zwei Mal überlegt, ob man es wirklich lesen soll oder nicht. Ich war anfangs auch echt überrascht und überrumpelt von der Direktheit des Buches, wobei der Schreibstil wie gewohnt angenehm zu lesen und sehr anschaulich war.
Vorkenntnisse des deutschen Sagenschatzes braucht man tatsächlich nicht und ja, auch ich habe Faust nie gelesen und bin trotzdem gut in die Geschichte reingekommen :) Thomas Finn sorgt meiner Meinung nach schon dafür, dass kein Leser auf der Strecke bleibt.
Bitte gern geschehen :)
Liebe Grüße, KQ
Ich denke, ich geb erst mal deinen Lieblingsreihen eine Chance und wenn ich dem Charme des Autors genauso verfallen bin wie du, sieht die Sache ja sowieso vollständig anders aus :D
LöschenOh, das klingt gut! (Und ich bin beruhigt, dass du Faust auch nicht kennst. Ich dachte immer, ich bin ein totaler Kulturbanause^^) Das ist ja leider nicht immer gegeben, von daher war ich etwas skeptisch, aber so :)
Liebe Grüße,
Lyrica