Donnerstag, 19. März 2015

Rezension ~ Die Karte der Welt von Royce Buckingham

Hallo Leute,
in den letzten Tagen habe ich endlich Die Karte der Welt von Royce Buckingham gelesen, nachdem es nun schon anderthalb Jahre auf meinem SuB lag. Ich musste es damals, als es neu erschienen ist, unbedingt haben, aber zum Lesen bin ich dann irgendwie nie gekommen. Jetzt habe ich einfach mal beschlossen, dass es an der Zeit ist, das Buch vom SuB zu schmeißen.

Sie vertrauten ihm. Mehr noch, sie glaubten an ihn. Und wenn er jetzt noch den Schleier versetzte, der sie von ihrer Heimat abschnitt, würden sie ihn anbeten wie einen Gott.
(Royce Buckingham // Die Karte der Welt (Blanvalet-Verlag) // S. 263)
 

Inhalt

Der junge Schweinehüter Wexford wird von Gesandten des Königs gebeten, die Karte der Welt Abrogan an den Grenzen weiter zu zeichnen. Denn seit ein schwarzer Schleier die Grenzen des Reiches von allem abschirmt, was dahinter liegt, ist die Karte ungenau. Zum Erstaunen aller Anwesenden zieht sich der Schleier zurück, als Wex zu zeichnen beginnt und keiner kann sich so genau erklären, wie das passieren konnte. Die Gruppe macht sich auf den Weg, den neuen Landschaftsabschnitt zu erkunden und gerät dabei in das Visier eines Feindes, der seit Jahren hinter dem Schleier auf den Moment gewartet hat, an dem er endlich zurückschlagen kann... 

Meine Meinung

Ich hatte ziemlich hohe Erwartungen an das Buch, da es einen sehr vielversprechenden Klappentext aufwies und zudem nach sehr guter, klassischer High Fantasy klang. Wer meinen Blog schon länger liest, der wird wissen, dass ich für gut durchdachte und gut geschriebene High Fantasy immer zu haben bin. Dementsprechend war ich gespannt, wie der Autor seine Idee umsetzen würde.

Der Anfang gefiel mir wirklich gut. Der Protagonist Wex wird vorgestellt, der ein tristes Leben als der Sohn eines Schweinezüchters führt und der seine Zeit mit Zeichnen vertreibt, denn darin ist Wex sehr talentiert. Er schafft es, mit wenigen Pinselstrichen alles zu zeigen, was er auf dem Bild ausdrücken möchte. Ebenfalls vorgestellt wird Brynn, die im gleichen Ort wie Wex lebt, aber die Tochter eines verarmten Grafen ist und trotz der schlechten finanziellen Lage weit außerhalb von Wex' Reichweite liegt. Da er sich schon mit seinem Schicksal als Schweinezüchter abgefunden hat, staunt Wex nicht schlecht, als zwei Soldaten der Palastwache bei ihm zu Hause auftauchen und ihm anbieten, sie als Kartograph auf einer Expedition zu begleiten. Nach anfänglicher Skepsis stimmt Wex zu und begleitet die Hauptmänner Lothario und Fretter auf dieses Unterfangen.

Ich mochte die Schilderungen zu Beginn, doch schon schnell merkte ich, dass ich mit Brynn nichts anfangen konnte, da sie in meinen Augen eine verwöhnte und arrogante Zicke war und ich mich mehrmals wunderte, was Wex eigentlich von ihr wollte. Jedenfalls hat er bei ihr nie mit seinem Hirn gedacht, denn anders kann ich mir sein Interesse an ihr nicht erklären. Auch bei Wex merkt man schnell, dass man hier einen recht anstrengenden Protagonisten vor sich hat. Er ist sehr naiv und blauäugig und alles muss ihm auf einem Silbertablett serviert werden, damit er mal was kapiert. Es gab einige Szenen, da merkte man, dass sie stark konstruiert waren, um die Handlung in gewisse Richtungen zu lenken, was besonders mit Wex' Naivität und auch Dummheit zu tun hatte. Solche Szenen machten mich als Leser zwischendurch sogar wütend, weil viele unnötige Sachen hätten verhindert werden können, wenn Wex nicht so ein Spätzünder gewesen wäre. Mir fiel es jedenfalls schwer, ihn in mein Herz zu schließen, denn dafür stellte er sich viel zu oft viel zu dämlich an. 

Auch mit den anderen Charakteren konnte ich nicht so richtig warm werden, denn alle wirkten gestelzt und kaum mal authentisch. Ich glaube, Fretter und Kraven, der Magier, der die Gruppe begleitet, waren in meinen Augen noch am echtesten, der Rest wurde vom Autor auf Teufel komm raus in Rollen gedrängt, die der Autor ihnen zugedacht hatte. Am sympathischsten fand ich die Freunde Mungo, Pinch und Arkh, doch auch sie wirkten teilweise steif in ihren Rollen und gerne hätte ich mehr über sie erfahren, doch irgendwie erfuhr man nichts Genaueres. Nur über Arkh am Ende, aber das wurde in die letzten fünf Seiten gequetscht und war unbefriedigend, auch wenn man schon weit vorher vermutete, was es mit ihm auf sich hatte. Auch der Antagonist, Vill, konnte mich nicht ganz überzeugen. Es wird zwar versucht, ihm ein Motiv zu geben, aber gleichzeitig wird gesagt, dass er nichts mehr empfindet. Aber wieso verspürt er dann den Wunsch nach Rache? Meiner Meinung nach wird er sehr stark von Gefühlen getrieben, auch wenn der Autor ständig etwas anderes behauptet. Andere Figuren verschwinden einfach mitten aus der Handlung sang- und klanglos, wie zum Beispiel Cirilla, was ich mehr als dürftig fand. Als die Neben- und Hauptfiguren endlich beginnen, sich zu entwickeln, ist es schon zu spät, da ist das Buch fast vorbei.

Nervig fand ich das Liebesdreieck. Diesmal sind es nicht zwei Kerle, die sich um ein Mädchen streiten (ja doch, das kommt auch vor, ist aber eher nebensächlich), sondern zwei Mädels, für die sich Wex nicht entscheiden kann. Einerseits will er Brynn und ist immer total eifersüchtig, wenn sie mit einem anderen Kerl spricht, andererseits will er Adara, die er im Verlauf der Handlung kennen lernt. Das konnte ich noch weniger verstehen als Wex' Interesse an Brynn, denn Adara war in meinen Augen mehr als blass. Sie springt einmal halbnackt zu ihm aufs Boot und schon ist es um ihn geschehen. 

Die Story und die Idee an sich sind wirklich gut. Ich fand es sehr interessant, darüber zu lesen, wie Wex nach und nach den Schleier fortzeichnet und was dahinter zu Tage gefördert wird. Der Autor bewies meiner Meinung nach viel Einfallsreichtum und er konnte die Landschaft und die Wesen, denen Wex und die Gefährten begegneten, detailliert beschreiben, sodass man sich alles bildlich vorstellen konnte. Man möchte als Leser wissen, was hinter dem Schleier liegt und außerdem, was es mit Wex und seiner seltsamen Macht auf sich hat. Leider hatte ich zwischendurch jedoch Schwierigkeiten mit dem Stil des Autors. Einerseits ist der Schreibstil recht einfach gehalten und mutet teilweise sogar kindlich an, was besonders Wex geschuldet ist, da er manchmal so dämlich ist, dann gibt es andererseits Szenen, die sehr brutal und bis ins kleinste Detail in ihrer Grausamkeit geschrieben sind, dass ich dachte, das Buch richte sich vielleicht doch eher an ältere Leser. Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass der Autor sich nicht einigen konnte. Zudem schreibt er auch nicht sonderlich fesselnd, denn die Figuren tappen einfach von einem Unheil ins nächste, fast die komplette Handlung war eine unstimmige Aneinanderreihung irgendwelcher gefährlicher Ereignisse, in die die Gruppe meistens durch Wex' Dummheit gerieten.

Ein weiteres Manko des Buches war die Länge. Ich bin mir sicher, dass man es etwa 100 bis 200 Seiten hätte kürzer fassen können. Denn der Autor verplempert zu Beginn und in der Mitte viele Seiten mit unwichtigen Begebenheiten, die er bis ins Unendliche ausschmückt, wofür er das eigentliche Ende dann binnen weniger Seiten abkanzelt, sodass man sich schließlich fragt, ob es wirklich das Ende sein sollte. So viele Fragen blieben ungelöst und ich war etwas enttäuscht. Alles wurde schnell runtergerattert, ganz nach dem Motto "dann passierte dies und danach das, ach ja, der ist auch noch gestorben, und dann kam noch diese Überraschung und HEEEY: ENDE!". Die Sache mit Vill hat mich dann noch mehr enttäuscht, das war unbefriedigend und hätte besser gelöst werden können. 

Fazit

Leider konnte mich Die Karte der Welt von Royce Buckingham gar nicht begeistern, was ich wirklich schade finde. Die Idee war gut, die Umsetzung aber nicht. Der Autor schmückt die falschen Stellen aus und an den wichtigen Stellen fehlen die nötigen Details und Seiten. Auch die Charakterentwicklung war dürftig und sowieso habe ich mit keiner Figur wirklich mitfühlen können. Das sehr knappe Ende enttäuschte dann noch mehr. Ich vergebe abschließend

Informationen
Autor: ROYCE BUCKINGHAM
Titel: Die Karte der Welt
OT: Mapper (?) > Bisher nur für den deutschen Markt 
Reihe: 01 von ?
Verlag: BLANVALET, Klappbroschur
Seiten: 606
Preis: 15€

7 Kommentare:

  1. Das ist echt schade, dass dir das Buch nicht gefallen hat :( (bist du bei deiner Bewertung von 3 auf 2 runtergegangen?)

    Ich frage mich nur gerade, ob mir nach den jüngsten Buchereignissen das Buch gefallen müsste, oder ob unsere Geschmäcker sich dann hier wieder treffen :D Dreiecksgeschichte und nervige Mädels klingen zumindest nach sicheren Indikatoren, dass das nichts wird, dabei wirkte das Buch echt vielversprechend :/

    Und nu erkläre mir mal jemand, wieso das Buch von nem englischsprachigen Autor geschrieben wird, einen englischen Reihentitel hat und nur ins Deutsche verlegt wird....

    Liebe Grüße,
    Lyrica

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Lyrica,
      ja, ich bin mit der Wertung noch mal runter gegangen. Beim Tippen der Rezension habe ich gemerkt, dass mich doch so viel gestört hat, dass es für drei Sterne einfach nicht mehr gereicht hat.

      Haha ja vielleicht ist das Buch momentan wirklich eher nichts für dich, aber ich glaube, es ist sowieso irgendwie nichts. Echt schade, da das Potential da war. Aber diese dumpfe Aneinanderreihung von Geschehnissen war so konstruiert und dieses Liebeshickhack so nervig... Schade!

      Haha ja das habe ich mich auch gefragt xD Ich verstehe auch nicht, weshalb das Buch bisher nur auf Deutsch erschienen ist, obwohl es von einem Amerikaner stammt.

      Liebe Grüße, KQ

      Löschen
  2. Ich war einmal kurz davor, das Buch zu kaufen. Jetzt bin ich froh, dass ich es nicht getan habe. Nur schon, weil ich Liebesdreiecke in jeglicher Form nicht ausstehen kann :D

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Jari,
      ja vielleicht ist es besser so. Ich war wirklich enttäuscht. Und wenn du Liebesdreiecke wirklich nicht magst (so wie ich), dann solltest du es wirklich nicht lesen^^
      Liebe Grüße, KQ

      Löschen
    2. Dann danke ich dir herzlich für die Warnung und lasse lieber die Finger davon ;)

      Löschen
  3. Oh Gott, bin ich froh das ich das Buch doch nicht gekauft habe. Hatte es letztens noch in der Hand und es befand sich auch lange Zeit auf meiner Wunschliste. Aber das klingt ja nach einen absoluten Reinfall >.<

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Bou,
      ja leider war das Buch eine Enttäuschung und ich rate tatsächlich davon ab, es zu kaufen, wobei das Cover wirklich einfach zu schön ist.... Schade!
      Liebe Grüße, KQ

      Löschen

Hallo lieber Leser,
ich freue mich, dass Du einen Kommentar schreiben möchtest. Ich freue mich über jeden - außer über Werbe- und Spamkommentare. Die werden unkommentiert wieder gelöscht. Möchtest Du, dass ich Deinen Blog besuche, kannst Du gerne Deine Blog-URL dalassen - aber bitte mit einem sinnvollen, kontextbezogenen Kommentar zu meinem Post. Danke :) Und vor allem Danke an meine eifrigen Kommentatoren :)